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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
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handeln die Kinder oder RESI. Durch die BrutalitĂ€t der Aktionsebene wird die scheinbare Harmlosigkeit der Sprechebene destruiert. KĂ€the, Istvan und Schorsch definieren sich vorrangig durch ihre charak- teristischen Sprechweisen, die im Wesentlichen aus einem Sammelsurium ver- fremdeter PrĂ€texte bestehen und sich den »verĂ€nderten ZeitlĂ€uften«53 jeweils anpassen wollen, einmal dem faschistischen, patriarchalen und hierarchisch strukturierten NS-Regime und einmal dem bevorstehenden Niedergang eben dieses Regimes bzw. der nahenden Entnazifizierung  – was allerdings (in beiden FĂ€llen) nicht konsequent gelingt. Die dabei entstehende Metaebene stellt somit den eigentlichen Inhalt der Kommunikation dar. Die Interpretation des Texts baut daher auf der Untersuchung der Sprechweisen und Wortwahl der Figuren auf, um intertextuelle BezĂŒge herausfiltern und Parallelen zu den in der EinfĂŒh- rung erlĂ€uterten Faschismus- und Mythostheorien herstellen zu können. Die Hauptfiguren des StĂŒcks sind in allen drei Teilen KĂ€the, Istvan und Schorsch. Im Allegorischen Zwischenspiel nimmt der Alpenkönig eine wichtige Rolle ein, im dritten Teil des StĂŒcks der Burg theaterzwerg. Auch die Figuren Resi und Mitzi gewinnen im dritten Teil an Bedeutung. Innerhalb der Figuren ist eine deutliche Hierarchie feststellbar, die Schorsch in die Rolle des Familienoberhauptes rĂŒckt und die beiden anderen Hauptfigu- ren, KĂ€the und Istvan, unter dessen AutoritĂ€t stellt. Weit abgeschlagen tau- chen die ebenso in allen Teilen des StĂŒcks anwesenden Kinder, Mitzi, Mausi und Putzi, auf, von denen die Ă€lteste, Mitzi, die wichtigste Rolle einnimmt, die jĂŒngste, Putzi, könne auch von einer lebensgroßen Stoffpuppe dargestellt werden ;54 sie ist damit offensichtlich die »austauschbarste« aller Figuren. Resi, die wie eine Dienstbotin behandelt wird, obwohl sie eine Schwester von Istvan und Schorsch ist, tritt als unterstes Glied der Rangordnung innerhalb der Fa- milie in Erscheinung. Die vorĂŒbergehend auftretenden Figuren Alpenkönig und Burg theater- zwerg erlangen vor allem durch die ĂŒber sie vermittelten Rezeptionsimpulse Bedeutung. Obwohl sie keine Hauptfiguren des StĂŒcks sind, so haben sie doch eine SchlĂŒsselfunktion inne. Auch fĂŒr sie gilt allerdings, dass sie nicht als Figu- ren an sich Bedeutung haben, sondern vielmehr als SprachtrĂ€ger. 53 BT, S.  132. 54 Vgl. BT, S.  130 (Regieanweisung). 117 »Burg theater«  |
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Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Title
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Subtitle
Eine historiografische Untersuchung
Author
Sylvia Paulischin-Hovdar
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
328
Keywords
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, IntertextualitÀt
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : AnnĂ€herung an eine »synthetische KĂŒnstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische EinfĂŒhrung 67
      1. 1.6.1 Jelineks Àsthetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur IntertextualitÀt 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. LektĂŒre- und DeutungsvorschlĂ€ge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die ErzÀhlinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. ResĂŒmee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 InterdisziplinÀre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 PrimÀrliteratur 300
      2. 6.1.2 SekundÀr- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-BeitrÀge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
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