Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Page - 141 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 141 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Image of the Page - 141 -

Image of the Page - 141 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Text of the Page - 141 -

Annäherungsversuche brüsk von sich. Auch Käthe gegenüber macht er deut- lich, dass er nicht ohne die gewünschte Gegenleistung, den Beischlaf mit der jungen Mitzi, für sie lügen wolle : Zwerg : Ich verliere hier meine Zeit mit Ihnen. Seit Wochen bereits belästigen mich ehemalige Kollegen des Burg theaters, ich sull sogen, ich bin in eahnare Kölla ge- huckt.  … Nur die Allerbledesten von eahnen sind nicht in der glücklichen Loge, einen Reschimegegner ihr eigen nennen zu dirfen. De werden donn dawischt wern.194 Der Vorfall mit dem Burg theaterzwerg könnte eine Anspielung Jelineks auf Paula Wesselys biografische Legende sein, wonach diese einer Bekannten geholfen haben soll, deren Freund während des Kriegs zu verstecken.195 Diese Passage verdeutlicht einmal mehr, dass Käthe, Istvan und Schorsch als repräsentativ für jene Künstler zu sehen sind, die während der NS-Zeit mit der Staatsmacht kollaboriert hatten und nach 1945 plötzlich Widerständige oder Regimegegner gewesen sein wollen. Der Zwerg, der auf das Liebesspiel mit Mitzi schließlich doch verzichten muss, weil Schorsch als angeblicher Widerstandskämpfer (»der ollernaicheste Patriot«196) bereits für die Rehabilitierung der Familie gesorgt hat, beschließt schließlich im Stück, sein Glück andernorts zu versuchen. 3.1.3.5 RESI »Der Herrgott siecht Ihnen zu !«197 Resi, die zur Dienstbotin degradierte Schwester von Istvan und Schorsch, ist eine zunächst unscheinbare Figur. Sie bedient, knickst, wird getreten und beschimpft, wirkt eingeschüchtert, bleibt die ganze Zeit über untertänig. Die Familie erpresst sie mit dem Damoklesschwert der nationalsozialistischen Eut- hanasieprogramme : Käthe : Sie missversteht, Theres. Sie bedenkt necht, daß sie aufgrund ihrer erblichen Schwachsinnigkeit ebenfalls aufs Äußerste gefährdet ist. Sie verdankt es unserer natier- lichen Gutmietigkeit, daß sie noch hienieden weilt.198 194 BT, S.  178. 195 Vgl. Fiddler, Rewriting Reality, S.  104. 196 BT, S.  166. 197 BT, S.  147. 198 BT, S.  169. 141 »Burg theater«  |
back to the  book Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung"
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Title
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Subtitle
Eine historiografische Untersuchung
Author
Sylvia Paulischin-Hovdar
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
328
Keywords
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, Intertextualität
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : Annäherung an eine »synthetische Künstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische Einführung 67
      1. 1.6.1 Jelineks ästhetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur Intertextualität 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. Lektüre- und Deutungsvorschläge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die Erzählinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten Sekundärliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. Resümee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 Interdisziplinäre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 Primärliteratur 300
      2. 6.1.2 Sekundär- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-Beiträge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek