Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Page - 302 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 302 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Image of the Page - 302 -

Image of the Page - 302 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Text of the Page - 302 -

von zirka 1975 bis Ende der 1980er Jahre, soll im Folgenden Kraus und der „Mobilisierung“ österreichischer Literatur in kulturpolitischen Diensten nach- gegangen werden. Dabei wird versucht, auf folgende Fragestellung einzugehen: Welche Ziele verfolgte Kraus als Akteur einer staatlichen Kulturpolitik? Welche Inhalte versuchte er im Zuge seiner Tätigkeit für verschiedene staatliche Stellen zu vermitteln, wenn nicht sogar zu propagieren, sowie – daran anknüpfend –, welche Aspekte von „Kultur“ dabei ausgeschlossen blieben. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik Kultur, das ist nicht nur, wie das so oft im vergangenen Jahrhundert gemeint wurde, der Bereich der Dichtung, der Musik, der Malerei, der klassischen Wissenschaften. Kultur liegt im Niveau von sehr vielem, das mit all dem nichts zu tun hat.22 Für Kraus kann gelten, was Pierre Bourdieu über die Figur des konservativen Intellektuellen festgehalten hat. Bourdieu geht davon aus, dass das Wirken eines konservativen Intellektuellen im Zeichen „der objektiven Beziehungen“ steht, die er „mit anderen Positionen des Feldes verbindet“,23 wodurch ihm ein dem Feld immanentes Problem aufgezwungen wird, das Bourdieu als ein Moment der Passivität bzw. Trägheit bezeichnet. Dieses Moment lässt sich auch an Kraus’ Rolle innerhalb der österreichischen Kulturpolitik zeigen. „Niemals ergreifen sie die Initiative, eine Welt zu problematisieren, der sie nichts Böses nachzusa- gen haben […]. Tatsächlich übersetzen ihre typischsten Diskursstrategien unmit- telbar ihre aus doppelter Ausschließung rührende widersprüchliche Position, die meist mit einer über Kreuz geknickten Laufbahn verbunden ist“.24 Jene Gren- ze, welche die verschiedenen Felder zwischen den Kompetenzen und Charakte- ristika ihrer Akteure gegen Akteure anderer Felder aufrichten, bestimmt den Grad ihrer Autonomie sowie die Pluralität von Praxisfeldern.25 Diese Grenzen verspürte Kraus bisweilen, wie im Folgenden zu zeigen sein wird, wenn er aus dem politischen Feld heraus auf den Literaturbetrieb einwirkte. So lässt sich im Anschluss an diese Fragestellung weiter anführen, ob Kraus durch sein kultur- politisches Handeln das symbolische Kapital der österreichischen Autorinnen 22 Wolfgang Kraus: Kulturelle Wirkungen realen Handelns. Zum 60.  Geburtstag von Gerd Bacher, ms.Ts., Bl. 6., NL WK. Abgedruckt in: Österreichischer Rundfunk (Hg.): Gerd Bacher zu Ehren. Zum 60.  Geburtstag. Salzburg, Wien: Residenz 1985, S. 117–126. 23 Bourdieu: Die Regeln der Kunst, S. 439. 24 Ebd. [Kursivierung im Original.] 25 Vgl. Joseph Jurt: Text und Kontext. Zur Theorie des literarischen Feldes. In: Herbert Foltinek, Christoph Leitgeb (Hg): Literaturwissenschaft: intermedial – interdisziplinär. Wien: ÖAW 2002, S. 97–120. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 302 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
back to the  book Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945"
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945