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Reisen
sollte. Reisen bedeuteten aber auch Risiken: eben erst hatte Lanner sich seinen Platz in der Tanzszene
Wiens erobert, war er zu lange weg, riskierte er, dass andere in der Zwischenzeit ins GeschÀft drÀngten.
StrauĂ hatte stets Vertraute in Wien, die in seiner Abwesenheit die Konzerte leiteten, doch barg eine
solche Regelung das Risiko, dass der scheinbar loyale Vertreter sich emanzipierte und plötzlich zum
Konkurrenten wurde. Aus den zeitgenössischen Berichten lÀsst sich ersehen, dass z. B. Carl Bendl, der
zunÀchst lediglich Strauà vertreten sollte, bald an PopularitÀt gewann und als gleichwertig angesehen
wurde. Lanners Scheu vor lĂ€ngeren Tourneen könnte in dieser Furcht begrĂŒndet liegen. Erst 1838 nahm
er eine groĂe Reise nach Mailand auf sich, sorgte aber dafĂŒr, dass ein Teil seiner Kapelle in Wien verblieb
und in seiner Abwesenheit seine bereits ausgehandelten Engagements erfĂŒllte.
StrauĂ hingegen unternahm Gastspiele, die sich oft ĂŒber mehrere Monate hinzogen. Als Lanner sich ĂŒber
seine angebliche Schlechterstellung innerhalb des Verlags Haslinger (ab 1841 hatte dieser sowohl StrauĂ
als auch Lanner unter Vertrag) beschwerte, wurde in Wiener Zeitungen darauf hingewiesen, dass StrauĂ
durch seine zahllosen Auftritte in den wichtigsten europĂ€ischen StĂ€dten sich einen weit ĂŒber Wien hin-
ausreichenden Ruf erarbeitet hatte.
Die Begegnung mit neuen Strömungen, aber auch die Auseinandersetzung mit anderen Komponisten
war ein zusÀtzlicher Antrieb. Johann Strauà Vater nahm auf seinen Tourneen nicht nur lebhaft Anteil
am jeweiligen Gesellschafts- und Konzertleben vor Ort, er studierte auch lokale Traditionen und aktuelle
Strömungen. Mit Musard in Paris konnte er sich auf Augenhöhe messen, dessen SpezialitÀt, die Quadrille
nahm er dankbar auf und sorgte fĂŒr deren Verbreitung in Wien.
AusflĂŒge in die Umgebung Wiens
Nur zögerlich erweiterte Lanner sein Wirkungsfeld. WÀhrend Strauà bereits ReiseplÀne schmiedete, be-
gnĂŒgte Lanner sich mit den Ausflugsorten unmittelbar vor den Toren Wiens. Seine Werktitel weisen auf
Orte in der NĂ€he der Residenzstadt hin, ĂŒber Auftritte gibt es allerdings keinerlei gesicherte Zeugnisse.
So dĂŒrften âDornbacher LĂ€ndlerâ, âGowatschische LĂ€nderâ oder âHollabrunner LĂ€ndlerâ zwar durch
diese kleinen Dörfer angeregt worden sein, aber weder Aufenthalte noch gar Konzerte vor Ort sind bisher
belegbar.
Eine eigene Rolle spielte die Kurstadt Baden im SĂŒden Wiens. Als Ausflugsort wie als Kurstadt war
sie ebenso beliebt wie gerĂŒhmt, sie hatte ein eigenes durchaus ambitioniertes Theater, ihre GaststĂ€tten
suchten durch besondere Attraktionen die AusflĂŒgler und KurgĂ€ste anzulocken. âDas herrliche Baden
gewinnt von Tag zu Tag an Leben und Interesse. AuĂerdem, daĂ sich die schöne Welt im romantischen
Helenenthale, in der idyllischen KrainerhĂŒtte und im eleganten Park einfindet, verfĂŒgt sich dieselbe auch
an allen Sonntagen in die LocalitĂ€ten zum âschwarzen Adlerâ, wo der fröhlichen Versammlung der Abend
im kĂŒhlen Garten bei Conversation und Lannerâs heiterer Musik angenehm dahinflieĂt.â13
Nachdem bereits StrauĂ in Baden gastiert hatte (in Erinnerung an sein Konzert am 12. 8. 1832 schrieb
StrauĂ âMein schönster Tag in Badenâ, im Sommer 1833 spielte er in Baden u. a. âDer Frohsinn mein
Zielâ, âAlexandra-Walzerâ und ein nicht nĂ€her bezeichnetes Quodlibet14), folgte ihm Lanner 1832 nach
(siehe auch sein op. 64 âBadner Ringâlnâ, womit ein kipferlartiges, damals sehr beliebtes GebĂ€ck gemeint
ist). Ăber die Konzerte erschienen Berichte in der Theaterzeitung vom 30. 7., 6. 8. und 10. 10. 1832, Spiel-
orte waren das Theater sowie ein Saal des RedoutengebĂ€udes. 1833 kĂŒndigte Lanner (Theaterzeitung 22.
5. 1833) Sommer-Assemblées jeden Samstag im Gasthof zum schwarzen Adler an, ein Bericht erschien am
17. 9. 1833 (der Bericht des Rezensenten war bereits am 12. d. M. abgefasst worden). Lanner trat mit seiner
Kapelle auf, er gab Konzerte erneut sowohl im Theater als auch in der Redoute.15
13 Theaterzeitung 23. 7. 1834.
14 Theaterzeitung 27. 8. 1833.
15 Theaterzeitung 17. 9. 1833.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Joseph Lanner
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.5 cm
- Seiten
- 752
- Schlagwörter
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, TĂ€nze
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂŒrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn â Werden â Sein 21
- VorlĂ€ufer â MitlĂ€ufer â Nachfolger 23
- Tanz 28
- BĂ€lle â TanzstĂ€tten â AuffĂŒhrungsorte 32
- Solisten â Ensemble â Kapelle â Orchester 39
- Akademie â AssemblĂ©e â Conversation â Piquenique â RĂ©union 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- WidmungstrÀger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen â Bibliotheken â Sammlungen 101
- FunktionalitĂ€t â Autonomie â Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik â Biedermeier 108
- Strahlender Stern â leuchtender Stern 112
- Rezension â Rezeption 113
- FlĂŒchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang