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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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22 Joseph Lanner – Leben und Werk Musik freunde Wien gehörte die Nachwuchspflege, die an einem eigenen Konservatorium durchgeführt wurde, und deren Zöglinge sich jedes Jahr in Prüfungskonzerten öffentlich präsentieren mussten. Un- übersehbar und kaum dokumentiert sind die vielen Privatlehrer, die sich oft mühsam Schüler suchen mussten und mehr schlecht als recht von ihrer Unterrichtstätigkeit leben konnten. Wer konnte, suchte eine feste Anstellung, wer eine solche nicht ergattert hatte, musste sich mit diversen Gelegenheitsenga- gements durchs Leben kämpfen. Tanzmusiker waren in dieser Zeit gefragt, wenngleich nicht hoch angesehen. Lanner dürfte früh in diese Szene hineingewachsen sein. Der Anteil des autodidaktisch Erlernten, ergänzt durch mehr oder weni- ger methodische Unterweisung oder auch nur zufällig aufgeschnappte Brocken lässt sich weder für sein Instrumentalspiel noch für seine Kompositionen festlegen. Norbert Linke51 nannte Lanner und Strauß „Naturalisten“, weil sie nicht über eine quasi akademische Ausbildung verfügten und sich ihr Können aus Naturtalent und Eigenerarbeitetem zusammensetzte. Ob Lanner stundenlang üben musste oder eine natürliche Begabung für die Violine hatte, wissen wir nicht. Wenig wissen wir auch über Lanners erste Kompositionsversuche. Die vorhandenen Autographe sagen uns über Lanners Arbeitsmethode nichts. Dass Lanner eine theoretische Ausbildung gebraucht hätte, um eine Melodie zu harmonisieren, beruht auf dem falschen Vorurteil, Spieler von einstimmigen Instrumen- ten vermögen nicht harmonisch zu denken. Gerade die Tanzmusik ist das beste Beispiel für das Gegenteil: selbstverständlich enthält jede Melodie die ihr eigene Harmonik in sich, allenfalls die Verwendung von Nebenstufen, die reichere Ausschmückung des Satzes ist einer solideren Ausarbeitung vorbehalten. Doch scheint es undenkbar, dass ein Geiger, der mehrere Jahre tagtäglich Tanzmusik aller Art zu spielen hatte, nicht imstande gewesen sein soll, einer Melodie die passenden Akkorde zu unterlegen. Möglicherweise war Lanner am Beginn seiner Musikerkarriere als zweiter oder dritter Geiger im Ensemble verpflichtet und musste genau die Begleitakkorde spielen, welche die Melodie stützten. Die Formeln, nach denen die meist doppelgriffigen Akkorde gebildet wurden, waren schnell erlernbar, gleiches gilt für den Bass. Das wenige Quellenmaterial ist schlicht zu dürftig, um daraus eine wissenschaftlich fundierte Theorie über Lanners Lernen und Reifen zu gewinnen. Die Violastimmen von Strauß Vater, insbesondere die zu „Aufforderung zum Tanz“ op. 7, dessen Alternativbassstimme zu den „Dornbacher Ländlern“ op. 9 zeigen zwar Ansätze von bewusst gestalteten und ideenreichen Varianten, aber ob sie systematisch erarbeitet oder eher zufällig zustande gekommen sind, ob das restliche Material (es handelt sich immer um Stimmenab- schriften von zweiter und dritter Hand) den definitiven Willen Lanners oder eine gerade aktuelle Version darstellte, all das werden wir nie wissen. Unsicherheiten, Ungeschicklichkeiten sind jedem jungen Komponisten zuzugestehen. Lanners Frühwer- ke stellen stereotype neben ideenreiche Passagen, wenig Durchdachtes neben überlegt Ausgearbeitetes, Routine neben Originalität. In unmittelbarer Nachbarschaft zum 2. Quodlibet op. 22, das reine Konfek- tion in zuweilen primitivster Machart darbietet, steht der „Blumen-Fest-Ländler“ op. 23, der eine reiche Auswahl an unterschiedlichster Melodiebehandlung, gepaart mit originellen rhythmischen Variationen, pikanten Verzierungen und zum Teil schon raffinierten Instrumentaleffekten aufweist. Johann Strauß Vater hatte Musiker um sich, die ihm beratend zur Seite standen und in der Ausarbeitung seiner Werke behilflich waren. Lanner konnte ebenfalls auf Unterstützung zählen, wenngleich wir darü- ber weniger wissen. Wie hoch der Anteil etwa eines Johann Faistenbergers oder Franz Flatschers war, ob sich deren Arbeit auf das Erstellen der Stimmenabschriften beschränkte oder ob sie aktiv in den Kompo- sitionsprozess eingriffen, lässt sich mit letzter Sicherheit nicht entscheiden. Zu den frühesten Werken Lanners – nicht ediert, aber z. Tl. in Originalmanuskripten erhalten – zählen kammermusikalische Kleinwerke (etwa seine diversen Contredances und Francaisen), aber auch Bearbei- 51 Norbert Linke, Es musste einem was einfallen, Tutzing, 1992.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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