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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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52 Joseph Lanner – Leben und Werk tiert mit seinen heftigen SchlĂ€gen auf erster und zweiter ZĂ€hlzeit (2. und 4. Takt), die das Geschehen nahezu zum Stillstand bringen, mit den langen Legatobögen des ersten Teils. Dieser wiederum knĂŒpft in seiner aufwĂ€rtsstrebenden Chromatik an Walzer Nr. 2 an, fĂŒhrt aber die Linie weiter. Walzer Nr. 4 bietet neckische Verzierungen, das typische Motiv aus zwei Sechzehntelnoten mit anschließender Achtelpause (solche Mo- tive entstanden aus ursprĂŒnglich zwei gewöhnlichen Achtelnoten, die im Lauf der Zeit rascher genommen und mit der sich daran anschließenden Pause als Überraschungseffekt eingesetzt werden konnten), und ei- nem rasch auszufĂŒhrenden Oktavmotiv, welches auf der Geige seine Wirkung nicht verfehlen konnte. Wal- zer Nr. 5 spielt mit der Erwartungshaltung der Zuhörer: in der Subdominante C-Dur beginnend, gibt sich der ganze erste Teil finalmĂ€ĂŸig, erst mit dem Einsatz des tatsĂ€chlichen Finales begreift man Lanners Scherz. Pesth wurde fĂŒr einen weiteren Walzer zum Namensgeber: „Abschied von Pesth“ op. 95 mit der Zusatzbe- zeichnung „Monument-Walzer“ (dieser Untertitel wurde Gegenstand eines humorvollen Artikels siehe dort). Dass Lanner mit den genannten Walzern sich neue Regionen erschlossen hatte, wurde von seinen Zeit- genossen aufmerksam und anerkennend registriert, sorgte aber auch fĂŒr Irritationen. AnlĂ€sslich einer der ersten AuffĂŒhrungen des op. 95 wurde dieser mit dem zeitgleich entstandenen „Dampf-Walzer“ op. 94 verglichen: „Diese [gemeint ist op. 95, Anm. d. V.] Walzer wurden allgemein als die beste Composition Lanner’s gepriesen. Die ‚Dampfwalzer‘ scheinen jedoch einen besseren Klang zu haben, weil sie wirk- lich Walzer sind. In jener neuesten Leistung tritt zwar das Charakteristische, das Intensive, das in allen Lanner’schen Walzern vorherrscht, bedeutend in den Vordergrund; allein es sind so viele KĂŒnsteleien und Verschnörkelungen eingewebt, dass man die Form des Walzers gar nicht erkennt.“158 Ins Finale des Dampf-Walzers ist ein Galopp eingebaut, anschließend nimmt Lanner das Anfangsmotivs der Introduk- tion auf: eine Klammer, die das gesamte Werk umschließt, ist gespannt. Zu Lanners populĂ€rsten Walzern zĂ€hlen „Die Werber“ op. 103, 1835 ebenfalls in Pesth oder nach Lanners RĂŒckkehr nach Wien komponiert. Viele Ähnlichkeiten bestehen mit op. 93: ebenfalls Moll (diesfalls fis- Moll) im ersten Walzer, die rhythmische Struktur des ersten Themas ist nahezu identisch mit dem des „Pesther-Walzers“, allerdings dynamisch deutlicher zweitaktig gegliedert. Moll kehrt immer wieder, einige Themen beginnen dominantisch, was spannungssteigernd hin zur jeweiligen Themenkadenz wirkt. In der Instrumentierung gewĂ€hrt Lanner jedem Spieler dankbare Passagen, eine Klavierfassung kann dem Reichtum dieser Partitur nicht gerecht werden, so wenig wie eine Bearbeitung fĂŒr ein kleines Ensemble. Wenn Lanner die Solotrompete zur UnterstĂŒtzung der melodiefĂŒhrenden Geigen einsetzt, wenn kleine Gegenmotive der Celli vom Fagott unterstĂŒtzt werden, das sich gleich darauf in Terzen der 2. Klarinette anschließt, der Klangraum durch Piccolo und Posaune weit ausgedehnt wird, so zeigt dies den Übergang zum groß besetzten und sinfonisch gedachten Orchesterapparat. Nun entstehen die großen Walzer, deren Namen uns bis heute das Bild Lanners vermitteln: „Abendster- ne“, „Die Romantiker“, „Die Schönbrunner“ zeigen uns das Bild eines reifen Komponisten, der auf allen Gebieten souverĂ€n ĂŒber seine Mittel herrscht, dessen Werke bei jeder Vorstellung schon nach wenigen Takten bejubelt werden. Die Zahl der Einzelwalzer pendelt sich bei meist sechs ein, manchmal (wie in den „Schönbrunnern“) auch weniger, dafĂŒr nimmt das Finale breiten Raum ein (siehe das dortige Kapitel). Darauf hingewiesen sei, dass „Walzer“ immer als Mehrzahlwort zu verstehen ist: der Walzer (Einzahl) bezeichnet eine einzelne Nummer (in der Regel zweiteilig, also Walzer-Trio, wobei jeder Teil in sich wiederholt wird und am Ende der gesamte Abschnitt da capo gespielt wird), aus den einzelnen Walzern bildet sich die Walzerkette. Deshalb tragen alle Walzer ein Mehrzahlwort als Titel (siehe dort). Die Tonar- tenfolge bleibt innerhalb des durch die Grundtonart abgesteckten Bereichs (aufeinander folgende Walzer im Quintabstand, manchmal auch im Terzabstand), fallweise finden wir aber auch entfernte Tonarten und kĂŒhne Harmonien: gerne lĂ€sst Lanner ein Walzerthema auf der Dominante oder einer noch weiter entfernten Stufe beginnen und erreicht die Grundtonart erst mit der Schlusskadenz. 158 Theaterzeitung 16. 2. 1835.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, TĂ€nze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂŒrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. VorlĂ€ufer – MitlĂ€ufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. BĂ€lle – TanzstĂ€tten – AuffĂŒhrungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – AssemblĂ©e – Conversation – Piquenique – RĂ©union 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. WidmungstrÀger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. FunktionalitĂ€t – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂŒchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂŒrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. WidmungstrÀger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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