Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Seite - 53 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 53 - in Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Bild der Seite - 53 -

Bild der Seite - 53 - in Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Text der Seite - 53 -

53 Werke In seinen Melodien fallen Auftakte und Lanners Hang zur Hemiolenbildung auf, er nimmt jede Gele- genheit wahr, die rhythmisch einfache Abfolge des Walzertaktes aufzulockern und kleine „Fallen“, etwa durch Synkopen für seine Tanzpaare einzubauen. Dieser merkwürdige Tanz, der in Wien seine endgültige Ausprägung gefunden hatte und nur in Wien so getanzt wurde, dass er den Namen „Wiener Walzer“ verdiente, hat Rezensenten zu mannigfaltigen Überlegungen über sein Wesen, seine weit über den Tanz hinausragende Bedeutung im Gesellschaftsleben einer ganzen Nation, angeregt. „Der Walzer drückt immer eine Idee aus“, sucht der Rezensent der Thea- terzeitung im Artikel „Strauß und der deutsche [sic!] Walzer“ dem Geheimnis des Tanzes auf die Spur zu kommen, „gleich dem Leben mit seinen tausenderlei Gestaltungen wird auch der Walzer die größte Man- nigfaltigkeit offenbaren müssen. Die Melodie wird bald zärtlich, bald leidenschaftlich, bald lustig, bald melancholisch, bald schmachtend, bald stürmisch seyn  … Der Walzer muß stets ein Ganzes, eine Einheit seyn. Ein Hauptgedanke muß sich durch alle Partien hindurchziehen, alle Abschweifungen dürfen nur eine Variation desselben bilden.“159 Regelmäßig wird Lanner mit Strauß verglichen, sein Bemühen um das Werkganze gewürdigt: „Zu leugnen ist nicht, dass seine Compositionen mehr Fluß, kunstmässigere Bässe und Uibergänge haben, als man dies von Strauß sagen kann.“160 Lanners Vermögen, diese Einheit inmitten der Vielfalt zu bewahren, hob ihn weit über seine Mitbewerber hinaus. Polka Relativ spät, um 1830, entstand die Polka in Böhmen, von wo aus sie nach Wien und später bis Paris verbreitet wurde. Lanner schrieb fast keine Polkas, dafür ist eines seiner bekanntesten Werke eine: die Ende 1841 komponier- te „Hans-Jörgl-Polka“ op. 194, die ihren Namen von den „komischen Briefen des Hans Jörgel an seinen Schwager Maxel in Feselau“ hat, welche ab 1832 veröffentlicht wurden. Zuvor bereits hatte Lanner die „Cer- rito-Polka“ op. 189 geschrieben, die an die berühmte Tänzerin Fanny Cerrito erinnert, welche 1836 erstmals in Wien gastiert hat. Ein Jahr später entstand die „Favorit-Polka“ op. 201. Ähnlich gering wie bei Lanner ist der Polka-Anteil bei Johann Strauß Vater. Sein bekanntestes Werk in diesem Genre ist die „Sperl-Polka“. Nach Lanner und Strauß Vater gewann die Polka an Bedeutung. Johann Strauß Sohn entwickelte die Form weiter, es entstanden die Polka-schnell (die ihre Wurzeln auch im Galopp hat), die Polka francaise und die Polka Mazur. Entwicklungslinien hin zu diesen Formen beginnen bereits bei Lanner, allerdings tragen die Ausgangspunkte andere Namen. Galopp Tanzlexika bezeichnen den Galopp als einen „raschen Rundtanz im 2/4-Takt“161, ältere Musiklexika füh- ren den Begriff nicht als eigenständig an, sondern lediglich in Verbindung mit der Polka. Die übliche Datierung für das Aufkommen des Galopps (um 1825) muss anhand der Werke Lanners, aber auch man- cher Vorläufer, hinterfragt werden. Belegt ist, dass am Ende einer Walzerpartie gerne eine Art rascher Abschluss getanzt wurde, der als Ursprung des Galopps angesehen werden kann. Glaubt man Berichten um 1800, so war diese Praxis bereits um die Jahrhundertwende üblich: „Auf vielen Bällen ist es zur Mode geworden, den so genannten Kehraus oder den letzten Walzer mit einer Art von wildem Tanze zu schließen, an dem die ganze Gesellschaft Theil nimmt, und wozu eine eigene Musik gehört. Diese Tänze sind mehrerley, Bohemienne, Milady, Gallopade. Alle bestehen in einigen leichten allgemeinen Touren, hauptsächlich ist ihr Charakter Wildheit, rasende Schnelligkeit und regelloses Springen.“162 Ähnlich äu- ßert sich „Der Wanderer“ im Oktober 1840 (siehe oben). Aus der Bezeichnung „Gallopade“ (manchmal 159 Theaterzeitung 12. 2. 1838. 160 Theaterzeitung 2. 6. 1842. 161 Schneider a.a.O. S. 178, 2. Sp. 162 Neuestes Sittengemälde von Wien, zitiert nach Witzmann a.a.O. S. 83.
zurĂĽck zum  Buch Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis"
Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Joseph Lanner