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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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84 Joseph Lanner – Leben und Werk Das Spielen mit der Funktion der Introduktion konnte lustvoll betrieben werden. Johann Strauß Sohn lässt seinen „Frühlingsstimmen-Walzer“ unisono, im forte und sofort im Walzertempo anheben, dennoch ist es unüberhörbar eine Einleitung (samt der vor allem in Liedern gerne verwendeten „Vorreiter“ – Takte, in denen die Begleitung vorgestellt wird, ehe das Thema anhebt). Ist es die Idee der permanenten Bewe- gung, des Tanzes ohne Anfang und Ende (so wie „Gloria“ und „Sanctus“ im katholischen Ritus ohne Ein- leitung gesungen werden, das Volk fällt ein in den im Himmel unaufhörlichen, auf Erden imaginierten Gesang der Engel und Seligen  …), die hier Musik geworden ist? Eingang Dienen Introduktionen der Einführung in das Werkganze, so bilden Eingänge eine kurze Überleitung von einem Walzerteil zum nächsten. Eingänge gliedern von einander abzugrenzende Abschnitte, sie kön- nen aus einer knappen Kadenz bestehen, wenn Walzer unterschiedlicher Tonalität aufeinander folgen und der Komponist ein verbindendes harmonisches Element einsetzen möchte. Kontrastierende Charaktere können aufeinander prallen oder durch eine vermittelnde Einleitung vorbereitet werden, die Einleitung stimmt ein, wo Überraschung nicht gewünscht ist. Ähnlich wie bei Introduktionen lassen Einleitungen sich künstlerisch ausgestalten, ambitionierter noch als jene, da eine Einleitung knapp gehalten werden muss, selten sich über mehr als vier – allenfalls acht – Takte erstreckt. Der Phantasie des Komponisten entspricht das Einfühlungsmoment des Interpreten: der verzögerte Walzerauftakt, der quasi verdoppelte Beginn hat sich als Tradition etabliert, ohne dass die Legitimation dieser Freiheiten quellenkritisch erfassbar wäre. In Ansätzen finden wir Eingänge bereits in op. 1 (vor Nr. 5 zwei „Überraschungsakkorde“). In op. 6 schreibt Lanner vor Nr. 5 einen kurzen (4 Takte) Eingang. In den Folgejahren finden wir alle möglichen Gestaltungen. Der schon mehrfach zitierte „Pesther Walzer“ op. 93 sei erneut als Beispiel für Lanners feines Gespür für Überraschungen zitiert: auf den konventionell gehaltenen Abschluss von Walzer Nr. 2 folgt ein über einem übermäßigen Septakkord gehaltenes viertaktiges Thema, das bereits den Eintritt von Walzer Nr.  3 bedeuten könnte und sich erst aus der Nachschau als Eingang entpuppt. Die Wiederholung leitet zu einem Pianomotiv über, welches verkürzt (dreitaktig, der letzte Takt der Phrase verschränkt sich mit dem ersten Takt des Walzers) und zusätzlich verschleiert durch einen Bindebogen den Eintritt der nachfolgen- den Nummer verwischt. Gleitende Übergänge anstelle einer bloßen Abfolge von Nummern machen aus einer Walzerkette eine Gesamtkomposition. Diese Verschränkungen zeigen sich – mit Abstrichen – auch im Walzer „Die Werber“ op. 103. Walzer Nr.  3 hebt mit einem Eingang an, der zunächst viertaktig erscheint, erst aus der Wiederholung des Wal- zerteils erkennt man, dass der letzte Takt des Eingangs in Wirklichkeit der erste des Walzers war: das Spiel mit auftaktigen unbegleiteten Themenbeginnen reizte Lanner sein Leben lang. Coda – Finale Schwanz (wörtlich übersetzt), Schweif, Schleppe, Ende oder Zopf sind die deutschen Äquivalente zum italienischen Wort „Coda“. Was immer Coda ist, es hängt hintendran, ist nicht wesentlich, hat nicht Anteil am Ganzen und ist doch unverzichtbar. Kein Komet könnte übers Firmament gleiten, ohne seine verlöschende Pracht hinter sich herzuziehen. Musikalische Formen leben von ihrer Abgrenzung, das viertaktige Urthema nicht weniger als die unend- liche Melodie. Wo Komponisten bis zum 17. Jahrhundert mit einer einfachen Kadenz ihr Auslangen fan- den, erforderte die stetige Erweiterung instrumentalen Schaffens eindeutigeres Enden. Wiederholungen der letzten Periode bildeten eine erste Stufe, die traditionellen Wiederholungen innerhalb der Sonaten- form nicht nur der Exposition, sondern auch der Durchführung und anschließenden Reprise zwangen
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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