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Ähnlich wie bei Musik-CDs war es für die Szene lange undenkbar,
auch Filme zu kopieren und über das Netz zu tauschen. Die Video-
dateien waren viel zu groß für die damaligen Internetverbindungen.
Zudem brachten Computer lange Zeit nicht die Rechenleistung auf,
die man für die Digitalisierung eines kompletten Films benötigt hätte.
Der Durchbruch für kopierte Filme gelang erst Ende der 90er Jahre.
Wieder einmal waren es Hacker,die maßgeblich für den technischen
Fortschritt verantwortlich waren. Im September 1999 nahm der fran-
zösische Filmfreak und Hacker Jérôme Rota alias Gej zusammen mit
seinem deutschen Hackerkollegen Max Morice das MPEG4-Verfahren
von Microsoft auseinander.Mit dieser Technik ließ sich der Speicher-
platz von Filmdateien verringern. Die beiden Hacker experimentier-
ten mit der Komprimierungsmethode und verbesserten sie nach
eigenen Vorstellungen. Das Ergebnis war das Komprimierungsver-
fahren DivX, das als Programm auf Jérôme Rotas Website herunter-
geladen werden konnte. Filmfreaks auf der ganzen Welt erkannten
schnell, daß DivX eine Revolution auf dem Gebiet darstellte. Hatte
ein gewöhnlicher DVD-Film bislang eine Größe von sechs bis acht
Gigabytes, ließ er sich dank DivX bis auf das Zehnfache verkleinern.
Trotz dieser enormen Verkleinerung blieb die Bildqualität des Films
relativ hoch. Die komprimierte Datei paßte sogar auf eine einzige
CD. Kurze Zeit nach Veröffentlichung wurde DivX zu einem neuen
Standard im Filmbereich. Mittlerweile kann fast jeder handelsübli-
che DVD-Player auch Filme abspielen,die im DivX-Format vorliegen.
Nur einen Monat nach der Entwicklung von DivX wurde im Okto-
ber 1999 erstmals der Kopierschutz von DVDs geknackt. Beide Tech-
niken sollten sich zusammen bald als Schreckgespenst der Filmin-
dustrie erweisen.Viele Release Groups fingen an,sich der neuen Dis-
ziplin des Filmetauschens zu widmen.
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290