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Vorwort
Ausgangspunkt für dieses Buch war ein vom FWF gefördertes Forschungsprojekt
(FWF-Projekt Nr. P23913 – G18) zur Rolle des österreichischen Deutsch als Unter-
richts- und Bildungssprache. Zum Stellenwert des österreichischen Deutsch im
Deutsch- als Fremdsprache- Unterricht im Ausland sind in den letzten Jahren eine
Reihe von Studien durchgeführt worden, mit dem Ergebnis, dass sich das pluri-
zentrische Konzept in der Fachdidaktik für Deutsch als Fremdsprache mittler-
weile etabliert hat, die österreichische Varietät international aber trotzdem mit
Dialektgleichsetzungen und einem Prestigedefizit kämpft. Wie aber geht es dem
österreichischen Deutsch im Inland? Im Zuge unserer Erhebung hat ein Tiroler
Lehrer Folgendes gesagt:
Also i denk, man kann durchaus a gewisses Selbstbewusstsein für des österreichische
Deutsch entwickeln, und
… net dieses latente Minderwertigkeitsgefühl gegenüber dem
bundesdeutschen Standard mit sich herumtragen, sondern es eben als eine durchaus
auch legitime Variante sehen.1
Stellt so eine Aussage eine Einzelmeinung dar oder ist sie charakteristisch für die
Einstellungen österreichischer LehrerInnen? Es war aus unserer Sicht an der Zeit,
den Stellenwert des österreichischen Deutsch im heimischen Deutschunterricht
näher zu untersuchen
– nicht zuletzt deshalb, weil in der wissenschaftlichen Lite-
ratur seit geraumer Zeit ein sprachlicher Minderwertigkeitskomplex der Öster-
reicherInnen gegenüber ihren bundesdeutschen NachbarInnen geortet wird, der
sich auch darin zeige, dass die ÖsterreicherInnen zwischen dem eigenen Sprach-
empfinden und einer bundesdeutschen Kontrastnorm hin- und hergerissen wären.
Der Ort, an dem angesichts dessen jungen Menschen ein selbstbewusster Umgang
mit dem österreichischen Deutsch vermittelt werden könnte, wäre sinnvollerweise
der Deutschunterricht. Womit auch die Frage auf der Hand liegt, inwiefern das
Plurizentrik- Konzept im „Muttersprachen“-Unterricht für Deutsch – oder prä-
ziser im Unterrichts- und Bildungssprachenunterricht – Beachtung findet und
umgesetzt wird.
Über die Spracheinstellungen der LehrerInnen, die gemeinsam mit den im
Unterricht verwendeten Unterrichtsmaterialien die Spracheinstellungen der
SchülerInnen prägen, ist ebenfalls wenig bekannt. Nochmals allgemeiner for-
muliert: Wie wird innersprachliche Variation im Unterricht an österreichischen
Schulen berücksichtigt und thematisiert? Ein Anliegen des Projekts war es, zu
1 Das Zitat stammt aus einem Interview, das im Rahmen des genannten Projekts durchge-
führt wurde.
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256