Seite - 100 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Bild der Seite - 100 -
Text der Seite - 100 -
Die Frage, ob österreichisches Deutsch im Unterricht oder im Gespräch mit
KollegInnen sehr häufig/häufig/selten/nie ein Thema ist, wurde den LehrerInnen
ebenfalls gestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Gespräche im Kollegenkreis
selten bis nie um das österreichische Deutsch drehen (insgesamt rund 92 %).
Dass österreichisches Deutsch im Unterricht sehr häufig oder häufig ein Thema
ist, gab knapp ein Fünftel der Befragten an (19 %), wobei hier signifikante Unter-
schiede nach Schulformen feststellbar waren (p = 0,010). Bei der überwiegenden
Mehrheit kommt es allerdings selten oder nie im Unterricht zur Sprache (zusam-
men rund 78 %). Auch wenn man berücksichtigt, dass 14 % der LehrerInnen
im Sample keine DeutschlehrerInnen waren, ist das ein hoher Prozentsatz. Bei
der genaueren Aufschlüsselung nach Schulformen zeigte sich, dass österreichi-
sches Deutsch mit 27,4 % der Nennungen von AHS-/Sek.-II-LehrerInnen häufig
im Unterricht thematisiert wird. Bei der Angabe „selten“ deckten sich die drei
Schulform- Gruppen im Wesentlichen (zwischen 50 % und 57 %). Am häufigsten
gaben VS-LehrerInnen an, dass österreichisches Deutsch für sie im Unterricht
„nie“ ein Thema ist:
bb. 9
bb. 10 Dipl.Päd.
41,6%
Mag.
48,3% Dr.
7,4% noch in Ausbildung
2,7%
3,8 5,8 55,8
34,6
0 14,3 57,1
28,6
3,6 27,4 50
19
0
10
20
30
40
50
60
sehr häufig häufig selten nie
Österreichisches Deutsch: Thema im Unterricht (in %)
VS HS/NMS AHS/Sek. II
Abb. 9: Österreichisches Deutsch: Thema im Unterricht (Antworten LehrerInnen) (in %)
Auch zum verwendeten Kodex bei der Korrekturarbeit für Fragen der Norm und
Sprachrichtigkeit wurden die Lehrpersonen befragt, wobei mehrere Angaben
gemacht werden konnten. Knapp 70 % der LehrerInnen geben an, das Öster-
reichische Wörterbuch zu verwenden, gefolgt vom Duden mit rund 63 % (siehe
Abb. 10 auf S. 101).
Innerhalb der Gruppe der LehrerInnen ließen sich statistisch signifikante Unter-
schiede hinsichtlich der Verwendung des Österreichischen Wörterbuchs (ÖWB)
oder des Duden nach Alter (p = 0,023), Dienstjahren (p = 0,004) und Plurizentrik-
Kenntnis (p = 0,045) feststellen: Je älter die Befragten waren, desto eher wurde das
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
| Empirische Erhebung bei LehrerInnen und
SchülerInnen100
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256