Seite - 137 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Bild der Seite - 137 -
Text der Seite - 137 -
bb. 36
bb. 37
0
Osten Südost Mitte Tirol Vorarlberg
20,8 79,2
10 90
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
eine einheitliche Sprache mit einer einzigen
standardsprachlichen Form eine Sprache mit Unterschieden in der
Standardsprache zwischen den einzelnen Ländern
Deutsch ist... (in %)
SchülerInnen LehrerInnen
Abb. 36: Deutsch ist … (in %)
Innerhalb der Gruppe der SchülerInnen konnten signifikante Unterschiede je nach
Region des Schulstandortes festgestellt werden (p = 0,037), sowie Zusammenhänge
mit der Anzahl der Sprachen, die die SchülerInnen in der Schule gelernt hatten
(p = 0,022). Von SchülerInnen der Regionen Mitte (81,8 %) und Südost (81,6 %)
wurde am häufigsten die Antwortmöglichkeit gewählt, dass Deutsch eine Sprache
mit Unterschieden in der Standardsprache zwischen den einzelnen Ländern ist.
Die relativ größte Zustimmung zur alternativen Antwort kam von SchülerInnen
aus Vorarlberg: 33 % haben der Aussage zugestimmt, dass Deutsch eine einheit-
liche Sprache mit nur einer standardsprachlichen Form ist. In Tirol waren es nur
20,7 %, in Ostösterreich 21,4 %, in den anderen Bundesländern jeweils rund 18 %.
Die Antworten der Vorarlberger SchülerInnen wichen damit signifikant von denen
in anderen Bundesländern ab. SchülerInnen aus Vorarlberg sind im Vergleich zu
ihren KollegInnen aus den anderen österreichischen Regionen relativ öfter mono-
zentrisch ausgerichtet, aber nichtsdestotrotz mit einer deutlichen Mehrheit ins-
gesamt plurizentrisch eingestellt.
Vorarlberg verhält sich hier so wie in anderen Spracheinstellungsfragen etwas
anders als das restliche Österreich (vgl. auch Ender/Kaiser 2009). Die Statistik
brachte auch das folgende Ergebnis: Je mehr Sprachen die SchülerInnen lernten
bzw. gelernt hatten, desto häufiger meinten sie, dass Deutsch eine Sprache mit
Unterschieden in der Standardsprache sei. Mehrsprachige SchülerInnen tendie-
ren demnach
– bewusst oder unbewusst
– zu einer plurizentrischen Einstellung.
Eine weitere Frage, die darauf abzielte, die Vorstellungen von der deutschen Spra-
che in Österreich zu erfassen, lautete: „Glauben Sie, dass es ein österreichisches Stan-
darddeutsch (Hochdeutsch) gibt?“ Darauf antworteten 80,2 % der LehrerInnen und
59,4 % der SchülerInnen mit „Ja“, 12,1 % der LehrerInnen und 24 % der SchülerInnen
mit Nein und 7,8 % der LehrerInnen bzw.
16,6 % der SchülerInnen mit „Weiß nicht“.
Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich
| 137
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256