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korrekter (siehe Abb. 44 und 45 auf S. 147). Dieses Ergebnis war bemerkenswert,
da bei der Frage zuvor (siehe Abb. 43) noch 86 % der LehrerInnen angegeben
hatten, dass sie das österreichische Standarddeutsch für genauso korrekt wie
das deutsche Standarddeutsch halten. Durch die Kontrollfrage hatte sich die
Zahl der LehrerInnen, die der eigenen Varietät gegenüber sehr loyal eingestellten
waren, also fast halbiert. Erklären lassen sich die unterschiedlichen Ergebnisse
mit der Zahl der LehrerInnen, die das österreichische Deutsch zwar tendenziell
für gleichermaßen korrekt wie deutschländisches Deutsch hielten, aber letztlich
offenbar doch kleine Zweifel hatten. Diese Gruppe der „unsicheren“ LehrerInnen
finden wir in dem relativ großen Teil der LehrerInnen (knapp 40 %), die dieser
Aussage zwar nur „wenig“ zugestimmt, sie aber auch nicht abgelehnt haben, was
auf eine ambivalente Spracheinstellung zum österreichischen Deutsch hindeutet.
bb. 44
bb. 45 86
8,5 5,5
67,7
22,7
9,6
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
ja nein weiß nicht
Halten Sie das Standarddeutsch (Hochdeutsch), das in Österreich
verwendet wird, für genauso korrekt wie das in Deutschland? (in %)
LehrerInnen
SchülerInnen
15,3
1,2 1,5
27,8
14,9 19,4
25,3 39,8 40,3
31,6 44,1
38,8
0
10
20
30
40
50
Britisches Englisch ist korrekter als
amerikanisches Englisch DEUTSCHES DEUTSCH IST
KORREKTER ALS ÖSTERREICHISCHES
DEUTSCH Das Französisch in Frankreich ist
korrekter als das Französisch in der
Schweiz
LehrerInnen: Deutsches Deutsch korrekter? (in %)
sehr stark stark wenig gar nicht
Abb. 43: Österreichisches Deutsch gleich korrekt wie deutsches Deutsch? – LehrerInnen/
SchülerInnen (in %)
Spannend ist in diesem Zusammenhang auch das Ergebnis hinsichtlich der Kor-
rektheit von britischem und amerikanischem Englisch: Weniger als ein Drittel
der LehrerInnen hielt amerikanisches Englisch für gleichermaßen korrekt wie
britisches Englisch, und fast 70 % der österreichischen LehrerInnen stimmten
der Aussage, dass britisches Englisch korrekter sei als amerikanisches Englisch,
mehr oder weniger zu (siehe Abb. 44 auf S. 147).
Bei der „Korrektheitsfrage“ fielen die Ergebnisse bei den SchülerInnen etwas
„österreichskeptischer“ aus als bei den LehrerInnen. Der Anteil jener, die die Aus-
sage „Deutsches Deutsch ist korrekter als österreichisches Deutsch“ klar ablehnten,
war bei den SchülerInnen deutlich geringer als bei den LehrerInnen. Gleicher-
maßen war die Anzahl jener SchülerInnen, die der Aussage „sehr stark“ oder
„stark“ zustimmten, deutlich höher als bei den Lehre rInnen. Sie verteilten sich
bei ihren Antworten relativ gleichmäßig in drei fast gleich große Gruppen: Ein
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| Ergebnisse der empirischen Erhebung an
Schulen146
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256