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Aussagekräftige und signifikante Auffassungsunterschiede (p = 0,003) zwischen
LehrerInnen und SchülerInnen gab es auch, als danach gefragt wurde, ob man
das besonders gute Deutsch regional lokalisieren könne. In der Gruppe derer, die
meinten, dass es ein besonders gutes Deutsch gibt (32,1 %), waren die SchülerInnen
mit knapper Mehrheit der Ansicht, dass das besonders gute Deutsch in Öster-
reich zu finden sei, und nur knapp ein Drittel davon verortete das besonders gute
Deutsch in Deutschland. Unter den Lehrenden sah die Sache etwas anders aus:
Nur knapp ein Fünftel derjenigen, für die ein besonders gutes Deutsch existiert,
meinte, dass dieses in Österreich zu finden sei. Rund 40 % dieser LehrerInnen-
Gruppe verorteten es in Deutschland.
bb. 48 51,1
32,2
3,1 13,6
24,3 40,6
2,7 32,4
0
10
20
30
40
50
60
in Österreich in Deutschland in Österreich und
Deutschland anderes
Wo (in welchem Land/in welcher Region) wird besonders gutes Deutsch
gesprochen? (in %)
SchülerInnen LehrerInnen
0
10
20
30
40
50
60
Sie passen Ihre
Sprache an Ihren
deutschen
Gesprächspartner an. Beide passen sich an. Keiner passt sich an. Ihr deutscher
Gesprächspartner
passt seine Sprache an
Sie an.
54,1
23,9
17
0
46,4
27,6
18,1
1,6
Was wäre eher der Fall, wenn Sie mit einem/er deutschen
Gesprächspartner/in sprechen? (in %)
LehrerInnen SchülerInnen
Abb.
47: Wo (in welchem Land/in welcher Region) wird besonders gutes Deutsch gesprochen? (in %)
Wegen der auch in der Literatur (Clyne 1995, Muhr 1987, Ammon 1995) erwähn-
ten geringen „Loyalität“ der ÖsterreicherInnen gegenüber der eigenen Varietät
wurden die ProbandInnen in der Fragebogenerhebung auch danach gefragt, was
ihrer Meinung nach passieren würde, wenn sie als österreichische SprecherInnen
mit deutschen SprecherInnen zusammentreffen. Verschiedene Szenarien waren
als Antwortmöglichkeiten vorgesehen: Der Proband/die Probandin würde sich
anpassen; der/die deutsche/r Sprechpartner/in passt seine/ihre Sprache an; beide
passen sich an; keiner passt sich an; nichts davon trifft zu. Wie Abb.
48 zeigt, meinte
rund die Hälfte der befragten LehrerInnen und SchülerInnen (54,1 % bzw.
46,4 %),
dass sie sich an die/den deutsche/n Gesprächspartner/in anpassen würden. Etwa
ein Viertel meinte, beide würden sich einander sprachlich anpassen (LehrerIn-
nen 23,9 %, SchülerInnen 27,6 %), und etwas weniger, dass sich keiner anpassen
würde (17 % bzw.
18,1 %). Allerdings rechnete kaum jemand damit, dass sich der/
die deutsche Gesprächspartner/in anpasst (LehrerInnen 0 %, SchülerInnen 1,6 %).
Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256