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wesentlich stärker (gesamt rund 48 % sehr stark oder stark) als SchülerInnen (nur
rund 25 % sehr stark oder stark). Rund drei Viertel der SchülerInnen nahmen
Deutschlandismen in Lebensmittelgeschäften als „wenig bis gar nicht störend“
wahr, bei den LehrerInnen war es knapp die Hälfte:
bb. 54
bb. 55 9,9 23,8
15,5 24,4
36,1 40,2
38,5 11,6
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
SchülerInnen LehrerInnen
Wenn Sie beim Einkaufen auf Produkten Wörter wie Brötchen oder
Blumenkohl lesen –stört Sie das? (in %)
sehr stark stark wenig gar nicht
10,9 7,4
18,6 24,7
38 47,5
32,5 20,4
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
SchülerInnen LehrerInnen
Wenn ein/e deutsche/r Nachrichtensprecher/in die
österreichischen Nachrichten verlesen würde – würde Sie
das stören? (in %)
sehr stark stark wenig gar nicht
Abb. 53: Wenn Sie beim Einkaufen auf Produkten Wörter wie Brötchen oder Blumenkohl lesen –
stört Sie das? (in %)
Ob ein deutscher Nachrichtensprecher beim Verlesen österreichischer Nachrich-
ten als störend empfunden würde, sollte eine weitere Frage in diesem Block klären.
In den Antworten wurden erneut hochsignifikante LehrerInnen- SchülerInnen-
Unterschiede (p = 0,000) erkennbar: Die Zahl jener LehrerInnen, die das in
irgendeiner Form stören würde
– von sehr stark über stark bis wenig
– ist insge-
samt deutlich höher (79,6 %) als bei den SchülerInnen (67,5 %). Umgekehrt würde
es ein Drittel der SchülerInnen nicht stören
– diese Zahl ist bei den LehrerInnen
mit rund 20 % deutlich geringer (siehe Abb. 54 auf S. 158).
Wir haben auch gefragt, ob nach Meinung der ProbandInnen der Sprach-
gebrauch in Österreich durch deutsche Fernsehsender beeinflusst werde. Auch
hier sind hochsignifikante Unterschiede zwischen der LehrerInnen- und der
SchülerInnengruppe (p = 0,000) zu verzeichnen: Rund zwei Drittel der befrag-
ten LehrerInnen waren der Meinung, dass eine starke Beeinflussung vorliegt.
Diese Ansicht wurde dagegen nur von ca. 40 % der SchülerInnen geteilt. Der
unterschiedliche Wahrnehmungsgrad zwischen LehrerInnen und SchülerInnen
könnte daher kommen, dass DeutschlehrerInnen als professionelle Sprachbeob-
achterInnen über eine geschärfte Wahrnehmung verfügen und viele SchülerInnen
Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256