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Die LehrerInnen wurden auch dazu befragt, ob sie in den vier Unterrichts-
kontexten „Vortrag, Arbeitsauftrag, Disziplinäres, Organisatorisches“ mit den
SchülerInnen Standarddeutsch, Umgangssprache oder Dialekt sprechen (Mehr-
fachnennungen möglich). Die überwiegende Mehrheit der Lehrenden gab an, in
allen vier Unterrichtssituationen kaum Dialekt zu verwenden. Vielmehr gaben
85 % bzw. 66 % der LehrerInnen an, dass sie bei einem frontalen Vortrag bzw.
beim Erteilen eines Arbeitsauftrags ausschließlich Standardsprache verwenden
würden. Bei Disziplinärem und Organisatorischem gaben in etwa gleich viele
Lehrende an, Umgangssprache oder Standardsprache zu verwenden
– aber kaum
Dialekt (siehe Abb.
81). Meist machten die Befragten nur eine Angabe und kaum
Mehrfachnennungen.
bb. 82
bb. 83 85,1
65,6
33,3 44,1
9,9 23,1 44,7
36,6
0 0,6 6,9
3,7
0
20
40
60
80
100
Vortrag Arbeitsauftrag Disziplinäres Organisatorisches
Sprachverwendung LehrerInnen (Selbsteinschätzung) in %
Standarddeutsch Umgangssprache Dialekt
50 73,6
11,8 77,8
50
26,4 88,2
22,2
0
20
40
60
80
100
im Lehrer-Schüler-
Gespräch bei Gruppenarbeiten bei Referaten in den Pausen
Dialektverwendung der SchülerInnen in verschiedenen schulischen
Situationen in %
(nach Einschätzung der LehrerInnen)
fast alle/viele wenige/niemand
Abb. 81: Sprachverwendung LehrerInnen (Selbsteinschätzung) (in %)
Betrachtet man die Ergebnisse nach Zusammenhängen mit außersprachlichen
Variablen, zeigten sich zw r ke e signifikanten Unterschiede, aber durchaus
interessante Tendenzen: Die Gruppe der jüngsten LehrerInnen (22 – 31 Jahre)
gab mit 27 % am häufigsten von allen Altersgruppen an, in allen Kommunika-
tionssituationen Umgangssprache zu verwenden. Jüngere Lehrkräfte tendieren
also stärker zur Umgangssprache. Auch Dialekt wurde im Altersvergleich von
der Gruppe der jüngeren LehrerInnen am häufigsten gewählt, im Gegensatz zur
Gruppe der älteren LehrerInnen (52 – 63
Jahre), die am wenigsten Dialekt angaben.
Dieses Antwortmuster deckt sich mit der Anzahl der Dienstjahre.
Nach Schulform betrachtet kam heraus, dass HS/NMS-LehrerInnen im Unter-
richt weniger zum Standard und stärker zur Umgangssprache tendieren als VS-
und AHS-LehrerInnen. Darüber hinaus zeigte die Auswertung der Daten, dass
vor allem von LehrerInnen, die Deutsch und eine andere Sprache unterrichten,
die Umgangssprache kaum genannt wurde. Dialekt
– Umgangssprache – Standard?
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256