Seite - 222 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Bild der Seite - 222 -
Text der Seite - 222 -
7 Schlussbetrachtung und Ausblick
7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
Das vorliegende Buch thematisiert die Rolle des österreichischen Deutsch als
Unterrichts- und Bildungssprache im Kontext des Deutsch-
als- Muttersprache-
Unterrichts an österreichischen Schulen sowie die Frage, welche Bedeutung dabei
der Plurizentrik zukommt. Denn obwohl die deutsche Sprache bereits seit mehr
als drei Jahrzehnten als plurizentrische Sprache konzeptualisiert wird und dieses
Konzept im DaF-/DaZ-Unterricht mittlerweile durchaus präsent ist, gab es bisher
noch keine Daten dazu, ob dies für den muttersprachlichen Deutschunterricht
gleichermaßen der Fall ist.
Aus diesem Grund stand in einer ersten Projektsäule des hier dargestellten
Projekts die Frage im Mittelpunkt, ob und wie in den österreichischen Lehrplä-
nen, in den Unterrichtsmaterialien und in der DeutschlehrerInnenausbildung
sprachliche Variation und dabei insbesondere standardsprachliche Variation im
Deutschen behandelt wird. Da das plurizentrische Konzept im DaF-/DaZ- Bereich
als etabliert gelten kann, war von Interesse, ob dies auch für den schulischen
DaM-Kontext in Österreich gilt.
Weil Lehrkräfte die Spracheinstellungen ihrer SchülerInnen maßgeblich prägen,
sollte in einer zweiten Projektsäule über quantitative und qualitative Befragungen
eruiert werden, welche Spracheinstellungen unter österreichischen LehrerInnen
und SchülerInnen vorherrschen, und wie die deutsche Sprache von Sprachnorm-
expertInnen (den LehrerInnen) und linguistischen Laien (den SchülerInnen)
konzeptualisiert wird. Ob sich die Spracheinstellungen nach außersprachlichen
Faktoren wie etwa Region, Alter/Generationen oder Schultyp unterscheiden, sollte
eine statistische Auswertung zeigen.
Überprüft werden sollten überdies die Annahmen aus der Literatur, dass
österreichische LehrerInnen bei der Korrekturarbeit exonorm- orientiert seien
und der eigenen Varietät wenig loyal gegenüberstehen würden.
In der Fachliteratur ist vielfach darauf hingewiesen worden, dass das österrei-
chische Deutsch für die österreichische Bevölkerung identitätsstiftend ist. Sucht
man jedoch im heimischen Bildungswesen nach dem Thema „österreichisches
Deutsch“, dann sucht man zumeist vergeblich: In den Lehrplänen und in den
meisten Schulbüchern kommt die staatsspezifische standardsprachliche Variation
im Deutschen praktisch nicht vor.
Unsere Dokumentenanalyse hat gezeigt, dass weder das österreichische Stan-
darddeutsch als eigenständige Varietät des Deutschen noch allgemeine Hinweise
auf standardsprachliche Variation im Deutschen in unterrichtsrelevanten Grund-
lagentexten, den Lehrplänen, verankert sind. Das hat zur Folge, dass sich auch
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256