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manchen LehrerInnen empfundene Prestigedefizit des österreichischen Deutsch
wird wohl in vielen Fällen unbewusst an die Lernenden weitergegeben, sodass
SchülerInnen aufgrund variierender Zielsprache- Standards keine klare Linie im
Unterricht erfahren
– weder von den DeutschlehrerInnen noch aus dem Deutsch-
buch. Hier besteht Handlungsbedarf. Sowohl bei den Begrifflichkeiten als auch
bei der Einordnung von Sprachvarietäten sollten in der LehrerInnenausbildung
und auch in den Studienplänen von Anfang an die nötigen Leitlinien eingezogen
werden. Dies wird mittlerweile bereits von verschiedenen LinguistInnen und
DeutschdidaktikerInnen im deutschsprachigen Raum gefordert. So auch von
Christa Dürscheid: „Es kann Gründe dafür geben, dass der plurizentrische Ansatz
im Deutschunterricht nicht thematisiert wird. Es darf aber keine Gründe dafür
geben, dass der plurizentrische Ansatz in der LehrerInnenausbildung nicht seinen
festen Platz hat.“ (Dürscheid 2009, 68, zit. nach Kellermeier-Rehbein 2014, 219).
In dieselbe Kerbe schlagen Schmidlin/Wyss/Davies (2017, 18), wenn sie betonen,
„dass diese Problematik [der Varietäten, die Verf.] es verdient, in der Deutsch-
lehrerInnenausbildung und im Deutschunterricht auf allen Stufen regelmäßiger
thematisiert zu werden“. Dass es eine Reihe an Legitimationsargumenten für das
Einbeziehen von Variation im Sprachunterricht gibt, betont auch die Deutsch-
didaktikerin Eva Neuland. Ihr zufolge bietet sowohl der Themenschwerpunkt der
Sprachnormen als auch „der Themenschwerpunkt der Sprachvariationen Anknüp-
fungspunkte nicht nur für den Lernbereich ‚Reflexion über Sprache‘, sondern
für alle grundlegenden Lernbereiche des Sprachunterrichts“ (Neuland 2013, 211).
Unsere Befunde zeigen, dass – so wie im außerschulischen Alltag in Öster-
reich – auch in der Schule und im Klassenzimmeralltag ein Dialekt- Standard-
Kontinuum mit vielen Schattierungen existiert. Ein nicht näher definierter
Standard wird dabei als bildungssprachliche Zielnorm angenommen. Unseres
Erachtens sollte das gesamte Varietätenspektrum des Deutschen in Österreich
auch in den Schulen verwendet werden (dürfen), auch von Lehrpersonen, ohne
dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, und ein situations-, themen-,
adressatenspezifischer Umgang mit Sprachnormen (vgl. Kap. 2.6) praktiziert
werden. So ein reflektierter Umgang mit Varietäten und situativen Normen im
Unterricht wäre auch wichtig, damit die SchülerInnen Sicherheit in der Ver-
wendung der Standardsprache erlangen, was für ihr späteres Berufsleben im
In- und Ausland wichtig wäre. Erschwerend kommt hinzu, dass vielfach noch
keine Konzepte eines situationsadäquaten lehrerseitigen Sprachgebrauchs in
die Deutsch- Fachdidaktik Einzug gehalten haben. Die pädagogisch sinnvolle
Handhabung des Dialekt- Standard- Kontinuums bräuchte aber gerade in Öster-
reich einen festen Platz in der Fachdidaktik- Ausbildung für DeutschlehrerInnen.
Im Rahmen unserer Untersuchung haben wir darüber hinaus festgestellt,
dass eine begriffliche Unschärfe in LehrerInnenkreisen für Verwirrung sorgt:
Auf ExpertInnenebene ist mit dem Terminus „österreichisches Deutsch“ in der
Regel nur die Standardebene gemeint. LehrerInnen und SchülerInnen verstehen
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256