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Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne
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  40  | Einleitend aufeinandertrafen.96 Sein Unternehmen, nationale Erinnerungsorte für Frank- reich zu sammeln und zu analysieren, nahm seinen Anfang in den 1980er-Jah- ren, als Frankreich kollektiv dem einstigen Großmachtstatus nachtrauerte. Das »Zeitalter des Gedenkens«, in das Nora Frankreich insofern eintreten sah, war also eine Zeit der Verunsicherung. Dennoch wollte sich Nora nicht als nostalgi- scher Konstrukteur und Bewahrer kanonisierter nationaler Mythen sehen. Er bestand darauf, »dass sein Projekt eine Art Gegengeschichte sei, die die über- kommenen Mythen und Erinnerungen dekonstruieren solle.« Was als »melan- cholische Übung in nationaler Selbstanalyse« begann, endete allerdings, wie der Historiker Tony Judt anmerkte, »erstaunlich konventionell« : Im Grunde schrie- ben »große« HistorikerInnen erneut nostalgisch und idealisierend Nationalge- schichte.97 Während also das Konzept nationaler Erinnerungsorte durchaus problema- tisch wird, erschien mir die Bündelung wiederkehrender Themen in Erinnerungs- orte für eine biografische Analyse, die wesentlich auf Viertels autobiografischem Projekt basierte, sinnvoll. Biografie wurde immer wieder als »paradigmatische Gedächtnisgattung« oder als »Gedächtnisgattung par excellence« bezeichnet : Biografien stiften, kontinuieren, zirkulieren und hinterfragen kulturelles Ge- dächtnis.98 Dieser sonst oft verdeckt wirkende Zusammenhang zwischen Auto- biografie, Biografie und kollektivem Gedächtnis wurde durch solche Strukturie- rung und Behandlung des autobiografischen Materials offengelegt und kritisch mitreflektiert. Das »Spotlight« auf Berthold Viertel, dessen Leben in den ein- zelnen Erinnerungsorten zugleich chronologisch aufgebaut und auseinanderge- nommen wurde, konnte so immer wieder abgelenkt werden.99 Damit mussten auch Raum, Brüche und Ambivalenzen in der Konstruktion der biografischen Erinnerungsorte sichtbar gemacht und »Deutungsbedürfnisse und Deutungs- normen« Viertels reflektiert werden.100 Indem in dieser Biografie in Erinnerungs- orten seine Diskurse mit Topoi von soziokultureller Relevanz für Wien 1900, 96 Nora, Pierre (Hg.), Les lieux de mémoire III. Les France 1. Conflits et partages, Paris 1992, 20 : »[…] lieu de mémoire, donc : toute unité significative, d’ordre matériel ou idéel, dont la volonté des hommes ou le travail du temps a fait un élément symbolique du patrimoine mémoriel d’une quelconque communauté.« 97 Judt, Tony, Das vergessene 20. Jahrhundert. Die Rückkehr des politischen Intellektuellen, Mün- chen 2010, 197–220 ; Pfister, Eugen und Prager, Katharina, How We Learned to Stop Worrying and Utilize European Lieux de Mémoire as an Historical Instrument, in : Donauraum 01/2011, 21–33. 98 Herweg, Nikola, Die Biographie als paradigmatische Gedächtnisgattung, in : Erll Astrid u.a. (Hg.), Literatur  – Erinnerung  – Identität : Theoriekonzeptionen und Fallstudien, Trier 2003, 197–210 ; Erll, Astrid, Biographie und Gedächtnis, in : Klein (Hg.), Handbuch, 2009, 79–86, 86. 99 Stanley, The auto/biographical I, 1995. 100 Erll, Biographie und Gedächtnis, in : Klein (Hg.), Handbuch, 2009, 79–86, 79 und 83–84.
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Berthold Viertel Eine Biografie der Wiener Moderne
Titel
Berthold Viertel
Untertitel
Eine Biografie der Wiener Moderne
Autor
Katharina Prager
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20832-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
368
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Ein chronologischer Ăśberblick 7
  2. Einleitend 19
  3. 1. BERTHOLD VIERTELS RĂśCKKEHR IN DIE Ă–STERREICHISCHE MODERNE DURCH EXIL UND REMIGRATION
    1. Außerhalb Österreichs – Die Entstehung des autobiografischen Projekts 47
    2. Innerhalb Österreichs – Konfrontationen mit »österreichischen Illusionen« 75
  4. 2. ERINNERUNGSORTE DER WIENER MODERNE
    1. Moderne in Wien 99
    2. Monarchisches GefĂĽhl 118
    3. Galizien 129
    4. JĂĽdisches Wien 139
    5. Katholische Dienstmädchen 150
    6. Deutsche Kultur 161
    7. Luegers Wien 173
    8. MitschĂĽler Hitler 184
    9. Jugendliche Kulturanarchisten 196
    10. Familie Adler 209
    11. Studium 228
    12. Sexuelle Emancipation 245
    13. Karl Kraus 268
    14. Theater 291
    15. Erster Weltkrieg 310
    16. Nachsatz 333
    17. Archivalien 336
    18. Dank 342
    19. Literaturverzeichnis 344
    20. Bildnachweis 358
    21. Personenregister 359
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