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Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne
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  54  | Berthold  Viertels  Rückkehr  in  die  österreichische  Moderne autobiografische Texte wie das Kriegstagebuch wieder aufzugreifen und zu pu- blizieren.17 Es kam aber nicht dazu, denn kurzfristig versprach ein Angebot von Luise Dumont und Gustav Lindemann, die das Düsseldorfer Schauspielhaus leiteten, einen nochmaligen Neuanfang an einem »Theater der Erneuerung« : »Nach all den Sorgen und Schwierigkeiten verhießen sie uns Jahre friedlicher, produktiver Arbeit, boten uns ihre unschätzbare Erfahrung an in der Überzeu- gung, dass wir ihrem Theater all unseren Idealismus geben würden.«18 Doch auch diese Zusammenarbeit misslang 1927, nach einem knappen Jahr, aufgrund von persönlichen Differenzen. Berthold Viertel hatte in all diesen Jahren zwar kaum Zeit, um seine Erfah- rungen zu reflektieren, aber dennoch entstand in Berlin und Düsseldorf ein umfangreiches Fragment, das dem autobiografischen Projekt zuzurechnen ist. In dem philosophischen Thesenroman Ein Pfuscher / Der Überflüssige / Ich liebe dich, Ariadne. Aus den Papieren eines überflüssigen Menschen  – von Viertel zumeist kurz Ariadne genannt  – finden sich viele autobiografische Episoden, die auch in vor- gängigen und nachfolgenden Selbstzeugnissen auftauchen, wenn auch stark verfremdet. Noch erschienen die Erlebnisse und Eindrücke des Protagonisten als stark von den Identitätskrisen der Moderne geprägter, diffuser Aufbruch aus ei- ner untergehenden Welt, der nirgendwohin führt. Die »Getriebenheit des Men- schen durch unsichtbare Schicksalsmächte« und der »Mensch als von gesell- schaftlichen Prozessen losgelöstes Einzelwesen« waren Themen der von Viertel leidenschaftlich vertretenen expressionistischen Dramatik der 1920er-Jahre. Ih- nen war er hier stark verhaftet, wenn ihn auch wenig später vermehrt die histo- rischen und sozialen Bedingungen seines Werdens zu interessieren begannen.19 Gewissermaßen nebenbei hatte sich Berthold Viertel seit 1921 einen Namen in der noch jungen Filmszene der Weimarer Republik gemacht.20 Besonders sein heute verschollener Film Die Abenteuer eines Zehnmarkscheins nach einem Drehbuch von Béla Balázs, gedreht von dem bekannten Kameramann Helmar Lerski, erregte internationales Aufsehen. Zudem hatte Viertel wiederholt mit Friedrich Wilhelm Murnau zusammengearbeitet, dessen erster Hollywoodfilm 17 Viertel, Das unbelehrbare Herz, 1970, 184. 18 Viertel, Das unbelehrbare Herz, 1970, 183 ; vgl. Prager, Salka Viertel, 2007, 79–91. 19 Roessler, Peter, Doppelkonfrontation : Berthold Viertels Rückkehr nach Wien, in : Thunecke, Jörg (Hg.), Echo des Exils. Das Werk emigrierter österreichischer Schriftsteller nach 1945, Wuppertal 2006, 344–361, 348. 20 Jung, Uli und Schatzberg, Walter (Hg.), Filmkultur zur Zeit der Weimarer Republik, Beiträge zu einer internationalen Konferenz vom 15. bis 18.  Juni 1989 in Luxemburg, München 1992 ; Roberts, Ian, German Expressionist Cinema. The World of Light and Shadow, London/New York 2008 ; Rogowski, Christian (Hg.), The Many Faces of Weimar Cinema. Rediscovering Germany’s Filmic Legacy, New York 2010.
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Berthold Viertel Eine Biografie der Wiener Moderne
Titel
Berthold Viertel
Untertitel
Eine Biografie der Wiener Moderne
Autor
Katharina Prager
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20832-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
368
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Ein chronologischer Ăśberblick 7
  2. Einleitend 19
  3. 1. BERTHOLD VIERTELS RĂśCKKEHR IN DIE Ă–STERREICHISCHE MODERNE DURCH EXIL UND REMIGRATION
    1. Außerhalb Österreichs – Die Entstehung des autobiografischen Projekts 47
    2. Innerhalb Österreichs – Konfrontationen mit »österreichischen Illusionen« 75
  4. 2. ERINNERUNGSORTE DER WIENER MODERNE
    1. Moderne in Wien 99
    2. Monarchisches GefĂĽhl 118
    3. Galizien 129
    4. JĂĽdisches Wien 139
    5. Katholische Dienstmädchen 150
    6. Deutsche Kultur 161
    7. Luegers Wien 173
    8. MitschĂĽler Hitler 184
    9. Jugendliche Kulturanarchisten 196
    10. Familie Adler 209
    11. Studium 228
    12. Sexuelle Emancipation 245
    13. Karl Kraus 268
    14. Theater 291
    15. Erster Weltkrieg 310
    16. Nachsatz 333
    17. Archivalien 336
    18. Dank 342
    19. Literaturverzeichnis 344
    20. Bildnachweis 358
    21. Personenregister 359
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