Seite - 52 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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52 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung
wusste man doch um die Vorbildwirkung eines einvernehmlichen Abkommens mit dem
Bischof für die Klöster. An der Verwaltung der betroffenen Güter sowie ihrer Einkünfte
sollten sowohl der Bischof als auch das Konsistorium Anteil nehmen.55 Die bischöfliche
Herrschaft über das Gut Kotzmann (mit den Dörfern Kotzmann, Suchowerchow, Kliwo-
dyn, Dawidestie, alt und neu Lastiowka [Sadowa] sowie die zwei moldauischen Dörfer
Haworna und Nowosielitza) gingen im Frühjahr 1783 zunächst in den Staatsschatz ein
und ab 1785 schrittweise in den Religionsfonds über.56 Nicht nur Wien, sondern vor
allem auch die Landesverwaltung hatten zu diesem Schritt gedrängt, da man für den
Raum zwischen Pruth und Dnister die Unterbringung von Kolonisten vorgesehen hatte,
wofür de facto erst damit geeignete und eben – wohl mithin auch aus diesem Grund –
bereits ausgemessene Güter für den Ackerbau zur Verfügung standen.57 In ähnlicher
Weise sollte sich Wien wenig später der Religionsfondsgüter bedienen. So gelangten
nach Entschluss des Kaisers 1784 etwa auf den Religionsfondsherrschaften Kuczurmare
und St. Illie Lippowaner (russische Altgläubige) zur Ansiedlung.58
Erst die im Frühsommer 1783 von Joseph II. unternommene Reise in die Bukowina
brachte durch die persönliche Anwesenheit des Kaisers auch für den weiteren Reform-
prozess einen maßgeblichen Schub mit sich. Obwohl die Gespräche mit Hereskul zur
Abtretung seiner Güter als auch die Angelegenheiten um die Klosterkapitalien weitge-
hend von der Landesadministration vorangetrieben worden und im Sommer 1783 ab-
schlussreif waren, so konnte doch die von Joseph II. eingeforderte Kirchenregulierung
der Bukowina nicht gänzlich ohne Rücksichtnahme auf den Fürsten der Moldau und die
55 DACZ 320/1/26 HKR a. Hereskul Nr. 617, Wien v. 8.II.1783 ; »Um den Bischofen von Radaunz [sic !]
auf eine ganz unmerkbbare Art in eine gewisse Verbindlichkeit von der stetshinigen Erfüllung der
diesseitigen Absichten zu bringen, muss derselbe vördrist das Allerhöchste Wohlgefallen über sein
zeitheriges Betragen und dessen zur werkthätigen Vollziehung Sr. Majestät Gesinnung bereits zu
vernehmen geweste Äusserungen und ausserdeme noch weiter zu empfinden bekommen« ; HKR a.
galizisches Generalkommando, Wien v. 21.VIII.1781 ; abgedruckt bei Polek 1895, Reisen, 118.
56 Enzenberg a. galizisches Generalkommando v. 12.IV.1783 ; zit. nach Wickenhauser 1890, Molda
IV, 65 ; ein genaues Übergangsdatum lässt sich jedoch nicht ermitteln ; 1801 werden etwa die Güter
Kotzmann (Bischof), Kimpolung (kaiserlich) und Zuczka (einem auswärtigen Kloster gehörig) in
den Religionsfonds eingelöst, ÖSTA-FHKA Domänenakten 1801/075 Exp. 17/1288, fol. 82, VI.1801 ;
zu den Orten vgl. Tab. 1.
57 ANR-B HKR XI/21/1783 Enzenberg a. galizisches Generalkommando (bzw. HKR) v. 20.I.1783 ; das
erklärt die im Wesentlichen nur im Raum zwischen Pruth und Dnister zwischen 1782 und 1783
durchgeführte Josephinische Katasteraufnahme (Oberst Metzger) ; Paldus 1916, Einverleibung, 446
u. 449 sowie Scharr 2010, Landschaft, 107 u. 182.
58 Rumpler & Scharr (Hg.) 2015, Kataster ; Kaindl 1896, Entstehen, 25 (257) ff. u. 96 (328) ; Staats-
archiv L’viv 146/4/911 (auch ANR-B Inv. 3117 Colecţia Consiliul de Miniştri, 13) Relation des Hofra-
tes Hochkirchen über Zustände in Bukowina 1804, fol. 19.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439