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56 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung
den anderen Landeseinnahmen bedacht, »um vorzüglich dem Volke in der Bukowina
einen offenbaren Beweis zu geben«. Zudem versicherte der Hofkriegsrat, dass »alle Dis-
positionen hierüber […] unter der Aufsicht und respective [dem] Vorwissen des Bi-
schofs und des Konsistoriums« getroffen werden würden.72 Das geschah einerseits, um
den nach wie vor bischöflicherseits eingebrachten Sorgen über die korrekte Mittelver-
wendung entgegenzuarbeiten.73 Zum anderen versuchte man damit, letzte Bedenken der
Klostervorsteher zu zerstreuen, dass die Güter dem ursprünglichen Stifterwillen zweck-
entfremdet Verwendung finden könnten.74 Ende 1784 fand Wien zu einem Kompromiss
mit der Kirche.75 J.J. Beck, der bisher Enzenberg in der Landesverwaltung zur Hand ge-
gangen war, bekam die Verwaltung der Religionsfondsgüter mit den Wirtschaftsämtern
in Kotzman, Zuczka, Kuczurmare, St. Onufri, Fratautz, St. Ilie, Ilischestie und Kimpol-
ung überantwortet. Die reale Übertragung der Klostergüter in den Fonds und die Auf-
nahme der Arbeit folgten im Frühjahr 1785.76 Die Administration der Fondsgüter blieb
vorerst beim Staat (Kameralärar). Der Fonds war in die Staatsgüterverwaltung eingeglie-
dert und stand unter der Aufsicht der Kreisadministration sowie einer eigenen Kameral-
verwaltung mit Sitz im ostgalizischen Peczeniżyn unweit von Kolomea.77 Der Besitz des
in Galizien gelegenen, jedoch zur Bukowina gehörenden bereits aufgehobenen orthodo-
xen Klosters Groß-Skit gelangte zur Aufteilung. Dabei musste ursprünglich von Buko-
winer Klöstern übertragenes Eigentum restituiert werden, hingegen waren jene in der
Bukowina und in der Moldau befindlichen ›eigentümlichen‹ Güter von Skit durch den
Religionsfonds zugunsten des galizischen Normalschulfonds abzulösen.78 Mit der admi-
72 DACZ 320/1/26 HKR a. Enzenberg Nr. 151, Wien v. 10.I.1784, HKR a. galizisches Generalkom-
mando Nr. 2484, Wien v. 8.V.1784.
73 DACZ 320/1/26 HKR a. Hereskul Nr. 1519, Wien v. 27.III.1784.
74 Bidermann (1875) Bukowina, 17 ; ANR-S Fond 11, Inv. 296 Diverse, 54/1784, HKR a. Konsisto-
rium Czernowitz v. 29.IV.1784.
75 Nistor 2003, Istoria, 9.
76 Vortrag u. Entscheidung Joseph II. v. 26./27.XI., Erlass HKR v. 7.XII. a. galizisches Generalkom-
mando a. Bukowiner Landesverwaltung v. 18.XII. a. Bischof u. Konsistorium v. 28.XII.1784 ; zit.
nach Wickenhauser 1890, Molda IV, 118ff.; einen detaillierten Überblick zu den Besitzungen
der Klöster bzw. ihrer historischen Rechte sowie Stifter und Schenkungen bieten Pumnul (1865,
Privire) u. Onciul (1891, Fondul) ; Pumnul gibt darin auch an, welche der ursprünglichen Güter
sich 1865 noch im Besitz des Religionsfonds befanden ; als Staatsgüteradministrations-Direktionen
werden 1788 Fratautz, Kotzman und St. Illie ausgewiesen ; ÖSTA-HHSTA Nr. 80 Fasz. 8 1790, Fina-
lisierungsoperat, fol. 846 ; zu Struktur und zum Stand der Herrschaften 1801 vgl. Tab. 4.
77 ÖSTA-KA VIIh127–3 Beschreibung der Herrschaft Radautz 1833 ; HHSTA Faßbender Karton 4 X/4-
XI/2.
78 Onciul 1891, Fondul, 122 ; DACZ 29/1/42 Copia Einer Hof Kriegs Räthl. Verordnung Wien
15.X.1785, fol. 11f.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439