Seite - 128 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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128 Die Institution: Struktur & Werte
ser Haltung eine systematische Behinderung der gr.-orient. Kirche »in ihrer natürlichen
kanonischen Entwicklung« durch die Staatsverwaltung.56
Letztlich stand Hackmann mit seinen Ansichten auf der Seite Wiens. Der kaiserlichen
Regierung selbst lag aus Gründen der inneren Machtverteilung wenig an der Errichtung
einer geschlossenen orthodoxen und in der Mehrheit der Gläubigen rumänischen Diö-
zese. Zudem hätte eine derartige Entscheidung – selbst noch vor dem Ausgleich mit Un-
garn – eine erhebliche innenpolitische Verstimmung seitens der Ungarn nach sich gezo-
gen. Das nachgewiesen freundschaftliche Verhältnis zwischen Eugen Hackmann und Jo-
sef von Zhishman als einer der ebenso zentralen wie einflussreichen Figuren, dem Bera-
ter der Wiener Regierung in Kirchenfragen der Orthodoxie, verdeutlicht diese Einschät-
zung nur, ebenso wie andererseits national-rumänische Kreise die Expertise Zhishmans
weitgehend ablehnten.57 Für Wien musste die loyale Haltung Hackmanns gegenüber der
Gesamtstaatsidee in Verbund mit seiner traditionell-konservativen Interpretation der
Kirchenhierarchie unter ausdrücklicher Betonung der Gefahr, die vom nationalen Lager
ausströmte, mehr als akzeptabel erscheinen. Auch wenn die Habsburgermonarchie seit
der Gegenreformation und den Siegen über das Osmanische Reich von außen oftmals als
katholische Macht wahrgenommen wurde, so darf das keineswegs über die der damali-
gen Verwaltung durchaus bewussten Realität eines nicht nur multiethnischen, sondern
auch multikonfessionellen Reiches hinwegtäuschen.58 Hier ergänzen sich beide Ansich-
ten, sodass die pragmatischen, der Staatsraison geschuldeten Entscheidungen Wiens, so-
wohl Hermannstadt (1864) als auch Czernowitz (1873)59 zu jeweils eigenständigen Me-
tropolien aufzuwerten, vor allem unter diesem Blickwinkel verstanden werden sollten.
Ein abschließender, allerdings zentraler Punkt in der prinzipiellen (kirchen-)politischen
Linie Hackmanns lag jedoch in der Frage des gr.-orient. Religionsfonds, der Verfügungs-
gewalt darüber und der Zweckgebundenheit seiner Mittel.
Die innerhalb der Habsburgermonarchie durch den Hackmann-Schaguna-Diskurs
in der Öffentlichkeit aufgeworfene rumänische Frage blieb über die Ära des Bukowiner
Bischofs hinaus bestehen, wenngleich sich der Schwerpunkt auf die ungarische Reichs-
hälfte zu verlagern schien. Mithin ein Grund dafür mag die vergleichsweise größere
konfessionelle und damit auch kirchenhierarchische Heterogenität der Rumänen in Sie-
benbürgen und im Banat gewesen sein (vgl. Abb. 14).
56 DACZ 2/1/25 Bericht des Ausschusses zur Vorberathung des Antrages in der Frage der Kirchenauto-
nomie, Alexander v. Kostin (Obmann), Georg von Hormuzaki (Berichterstatter), 14.II.1866 ; sowie
Adresse des Bukowiner Landtages an den Kaiser, 27.III.1863.
57 Németh 2012, Zhishman, 27 u. 86.
58 Adanir 2011, Commentary, 386.
59 1864 erfolgte die Herauslösung der beiden Diözesen aus der Metropolie von Karlowitz.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439