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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Seite - 144 -
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144 Die Institution: Struktur & Werte Anm. K.S.] verpachtet«.106 Pramberger räumte ein, dass die Steuerlast mit der Reform behoben und der Pachtvertrag in Radautz ohnedies aufgelöst werden würde. Auch sei ein neues Pachtsystem vorgesehen, das die bislang übliche Versteigerung der Pachtan- gebote, die zur unwirtschaftlichen Preistreiberei geführt hatte, nicht mehr vorsah. Zum Teil schob Pramberger die Schuld am herrschenden Pachtsystem in zeitgenössischer Manier auch den »zumeist jüdischen Gutspächtern« zu, die »ordentliche Wirtschaftsge- bäude gar nicht dulden« würden.107 Das primäre Ziel von Enquete und beabsichtigter Statutenänderung lag in einer Hebung der Wirtschaftlichkeit des Fonds und damit seiner Erträgnisse, worüber alle Beteiligten wenig überraschend einer Meinung waren. Die österreichische Verwaltung vermied bei all dem ganz bewusst eine Junktimierung mit der politisch aufgeladenen Frage nach einer Kirchenautonomie. Myrbach strich in der Diskussion mehrfach diesen Aspekt heraus, vor allem als von Popowicz das Selbstverwaltungsrecht der gr.-orient. Kirche als eigentlich rechtmäßigem Eigentümer der Fondsgüter beansprucht wurde. Dabei nahm der Gutsbesitzer auf das Patent von 1851 und das Staatsgrundgesetz von 1867 (RGBl. Nr. 142) Bezug, wonach jeder Religionsgemeinschaft das Recht auf Selbst- verwaltung des Vermögens zu garantieren sei.108 Auch das von Bischof Hackmann vor- gebrachte Ansinnen, zum Statut  – vor einer abschließenden Äußerung seinerseits  – zu- nächst die Stellungnahme des gr.-orient. Konsistoriums einholen zu wollen, entkräftete Myrbach umgehend. Das Konsistorium hätte auch bisher keine Zuständigkeit gehabt und dem Bischof stünde in der Verwaltung des Religionsfonds nach wie vor ein »her- vorragender Einfluß« zu, der von der Statutenänderung ohnedies nicht betroffen sei.109 Die Konsensmeinung der Enquete, »die Güter zu nachhaltig höherem Reinertrage zu bringen, um aus denselben die Zwecke des betreffenden Fonds ausgiebiger dotieren zu kön- nen«, teilte das Ackerbauministerium. Aus der Sicht ebendieser Zentralstelle wäre die oberste Leitung des Religionsfonds ohnedies zweckmäßiger im Ressort des Ackerbauministeriums anzusiedeln gewesen. Zudem sprach sich der Ackerbauminister gegen den designierten Gü- terdirektor Hugo Pramberger (der aus der Finanzverwaltung stammte) aus, fehlten ihm doch 106 DACZ 321/1/13 Protokoll, Pramberger/Petrowicz, fol. 32ff. 107 DACZ 321/1/13 Protokoll, Pramberger/Petrowicz, fol. 33f. 108 DACZ 321/1/13 Protokoll, Myrbach auf Einwand Popowicz, fol. 30f.; der Bezug auf das Silvesterpa- tent ist zentral in der Argumentation um die Kirchenautonomie ; Rede des Abgeordneten Andrie- wicz ; StenoProt, 7. Sitzung, 1. Session, 5.VI.1867, 144. 109 DACZ 321/1/13 Protokoll, Hackmann/Myrbach, fol. 37f.; eine Weisung des Kultusministeriums ver- suchte hier, das Verhältnis Bischof-Konsistorium-Religionsfonds zu klären : »Nur dem Bischofe und nicht dem Konsistorium, der nur ein Beirath des Bischofs ist, und dessen Beschlüsse kanonisch für den Bischof nicht maßgebend sind, gebührt der Einfluß auf den Religionsfond, anläßlich der Vertretung der Relig. Fonds Güter am Landtage« ; ÖSTA-AVA Kultus NK akath. gr.-or. Karton 6, Nr. 2111 C.U. 1867. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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