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144 Die Institution: Struktur & Werte
Anm. K.S.] verpachtet«.106 Pramberger räumte ein, dass die Steuerlast mit der Reform
behoben und der Pachtvertrag in Radautz ohnedies aufgelöst werden würde. Auch sei
ein neues Pachtsystem vorgesehen, das die bislang übliche Versteigerung der Pachtan-
gebote, die zur unwirtschaftlichen Preistreiberei geführt hatte, nicht mehr vorsah. Zum
Teil schob Pramberger die Schuld am herrschenden Pachtsystem in zeitgenössischer
Manier auch den »zumeist jüdischen Gutspächtern« zu, die »ordentliche Wirtschaftsge-
bäude gar nicht dulden« würden.107
Das primäre Ziel von Enquete und beabsichtigter Statutenänderung lag in einer
Hebung der Wirtschaftlichkeit des Fonds und damit seiner Erträgnisse, worüber alle
Beteiligten wenig überraschend einer Meinung waren. Die österreichische Verwaltung
vermied bei all dem ganz bewusst eine Junktimierung mit der politisch aufgeladenen
Frage nach einer Kirchenautonomie. Myrbach strich in der Diskussion mehrfach diesen
Aspekt heraus, vor allem als von Popowicz das Selbstverwaltungsrecht der gr.-orient.
Kirche als eigentlich rechtmäßigem Eigentümer der Fondsgüter beansprucht wurde.
Dabei nahm der Gutsbesitzer auf das Patent von 1851 und das Staatsgrundgesetz von
1867 (RGBl. Nr. 142) Bezug, wonach jeder Religionsgemeinschaft das Recht auf Selbst-
verwaltung des Vermögens zu garantieren sei.108 Auch das von Bischof Hackmann vor-
gebrachte Ansinnen, zum Statut – vor einer abschließenden Äußerung seinerseits – zu-
nächst die Stellungnahme des gr.-orient. Konsistoriums einholen zu wollen, entkräftete
Myrbach umgehend. Das Konsistorium hätte auch bisher keine Zuständigkeit gehabt
und dem Bischof stünde in der Verwaltung des Religionsfonds nach wie vor ein »her-
vorragender Einfluß« zu, der von der Statutenänderung ohnedies nicht betroffen sei.109
Die Konsensmeinung der Enquete, »die Güter zu nachhaltig höherem Reinertrage zu
bringen, um aus denselben die Zwecke des betreffenden Fonds ausgiebiger dotieren zu kön-
nen«, teilte das Ackerbauministerium. Aus der Sicht ebendieser Zentralstelle wäre die oberste
Leitung des Religionsfonds ohnedies zweckmäßiger im Ressort des Ackerbauministeriums
anzusiedeln gewesen. Zudem sprach sich der Ackerbauminister gegen den designierten Gü-
terdirektor Hugo Pramberger (der aus der Finanzverwaltung stammte) aus, fehlten ihm doch
106 DACZ 321/1/13 Protokoll, Pramberger/Petrowicz, fol. 32ff.
107 DACZ 321/1/13 Protokoll, Pramberger/Petrowicz, fol. 33f.
108 DACZ 321/1/13 Protokoll, Myrbach auf Einwand Popowicz, fol. 30f.; der Bezug auf das Silvesterpa-
tent ist zentral in der Argumentation um die Kirchenautonomie ; Rede des Abgeordneten Andrie-
wicz ; StenoProt, 7. Sitzung, 1. Session, 5.VI.1867, 144.
109 DACZ 321/1/13 Protokoll, Hackmann/Myrbach, fol. 37f.; eine Weisung des Kultusministeriums ver-
suchte hier, das Verhältnis Bischof-Konsistorium-Religionsfonds zu klären : »Nur dem Bischofe und
nicht dem Konsistorium, der nur ein Beirath des Bischofs ist, und dessen Beschlüsse kanonisch für den
Bischof nicht maßgebend sind, gebührt der Einfluß auf den Religionsfond, anläßlich der Vertretung der
Relig. Fonds Güter am Landtage« ; ÖSTA-AVA Kultus NK akath. gr.-or. Karton 6, Nr. 2111 C.U. 1867.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439