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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 211
tens in zehn Jahren stehen würde.381 Noch im Oktober 1918 stellten sich die orthodo-
xen Militärgeistlichen Victor Baron Wassilko, Demeter Ritter von Bejan sowie Simeon
Reli für die zu besetzenden Stellen in der Erzdiözese und im Konsistorium zur Verfü-
gung.382 Der ukrainische Reichsratsabgeordnete Nikolaus von Wassilko forderte zwar
eine Volksabstimmung, ging aber zur selben Zeit noch überzeugt davon aus, dass sich
die Bukowina einhellig als Teil der Monarchie erklären werde.383 Die wenig später er-
folgte Übernahme der Verwaltung der Stadt Czernowitz und der ukrainischen Gebiete
der Bukowina durch den ukrainischen Nationalrat am 6. November 1918 blieben nur
eine Episode.384 Während der Herbstwochen überstürzten sich indes die politischen Er-
eignisse in der österreichisch-ungarischen Monarchie, sodass keines der Vorhaben in
der ursprünglich vorgesehenen Form umgesetzt werden konnte. Der Rumänische Na-
tionalrat, der sich in der Zwischenzeit in der erzbischöflichen Residenz im Synodalsaal
konstituiert hatte, riss mithilfe des rumänischen Militärs, das am 11. November 1918
einmarschiert war, die Macht in der Bukowina an sich. Der Anschluss an das Königreich
Rumänien stand unmittelbar bevor. Repta setzte man wieder in alle seine Ämter ein.
Die Regierung hat sich auch zur Aufgabe gemacht, Sr. Exzellenz den Erzbischof Dr. von Repta
zu rehabilitieren und dem greisen Kirchenfürsten für die erlittene Unbill (Rufe : Fischer) volle
Genugtuung zu verschaffen. (Lebhafter Beifall.)385
Zusammenfassung
Die nationale Frage in der Bukowina, vor allem im Hinblick auf die Situation und das
Verhältnis zwischen Ruthenen und Rumänen des Kronlandes, spitzte sich von Jahr zu
Jahr zu. Die Kirchenfrage bildete innerhalb dieses Komplexes eine zentrale Achse des
Diskurses. Mit jeder Vakanz bzw. anstehenden Neubesetzung einer Stelle in entschei-
381 Czernowitzer Allgemeine Zeitung /Czernowitzer Tagblatt (gemeinsame Kriegsausgabe) Nr. 326 v.
31.VIII.1918, 2, Zum Wechsel in der Leitung der griechisch-orientalischen Bukowinaer Erzdiözese
sowie Die Neuordnung im gr.-or. Konsistorium.
382 ÖSTA-AVA Kultus NK akat. gr.-or. Karton 6 ; Im Namen der bukoviner gr.-or. Militärgeistlichen rom.
Nationalität an Kriegsministerium ; »Mit Rücksicht auf die geänderten Verhältnisse ad acta«, Wien v.
20.XII.1918.
383 Czernowitzer Morgenblatt Nr. 143 v. 19.X.1918, Titelseite, Die Abtretung der Bukowina eine Fabel.
384 Czernowitzer Morgenblatt Nr. 159 v. 7.XI.1918, Titelseite, Bukowina (1775
– 6. November 1918). Ein
historischer Tag.
385 Czernowitzer Allgemeine Zeitung /Czernowitzer Tagblatt (gemeinsame Kriegsausgabe) Nr. 391 v.
15.XI.1918, 2, Das Programm der neuen Regierung. Große Debatte im rumänischen Nationalrat ;
Hausleitner 2001, Rumänisierung, 108–111.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439