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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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86 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung Zusammenfassung Wenn gegen Ende des 19.  Jahrhunderts der Czernowitzer Historiker Raimund Fried- rich Kaindl die Kirchenreform und die Gründung des gr.-orient. Religionsfonds der Bukowina bewusst aus der Schusslinie der zeitgenössischen Kritiker des Josephinis- mus nahm150, so war diese Äußerung nicht nur einer gewissen Loyalität seiner Person Wien gegenüber geschuldet, sondern wahrscheinlich auch einer real nachvollziehbaren Wahrnehmung. Die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Einrichtung waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit langem überwunden, und die Ende des 18.  Jahrhunderts grund- gelegten Strukturen begannen sich allmählich positiv auf die weitere Entwicklung des Kronlandes auszuwirken. Zu Beginn dieses Jahrhunderts schien man davon allerdings noch weit entfernt, wie die Analyse der Schwierigkeiten und innerbehördlichen Unei- nigkeiten bei der Gründung des Fonds zeigen. Im Jahr 1832, also knapp 50 Jahre nach der Begründung des Fonds, wird diese Einrichtung als einer der »reichsten Religions- fonde in den österreichischen Provinzen« beschrieben, die zudem einen kontinuierli- chen Überschuss erwirtschaftete.151 Dass der Staat  – nicht ganz selbstlos  – bereits in die- sem frühen Stadium für sich aus dieser Quelle Profit zu schöpfen wusste, bleibt dabei unbestritten. So erwarb 1811 das Militär nach jahrelanger Pacht im Austausch mit ande- ren Staatsgütern die dem Religionsfonds gehörende wirtschaftlich nicht unbeträchtliche Domäne Fratautz, und nutzte sie für die Remontierung mit Pferden und den Aufbau eines Gestüts. Die Domäne war ursprünglich aus einem Teil der vormals bischöflichen Güter von Radautz hervorgegangen.152 Fratautz wies für das Jahr 1803 immerhin einen Ertrag von 12.000 Gulden (bei einer Gesamtertragssumme der Fondsgüter in der Buko- wina von knapp 160.000 fl.) aus.153 Dank dieser Fondsgüter in der Bukowina verfügte der Staat nunmehr für die Ansiedlung von deutschsprachigen Kolonisten aus dem Hei- ligen Römischen Reich  – wie schon bei den erwähnten bischöflichen Liegenschaften nördlich des Pruth  – auch im südlichen Landesteil über dringend benötigten Grund und Boden. Allein auf den Herrschaften Fratautz, Kuczurmare und St. Illie  – alle vor- 150 »Durch die Uebernahme der kirchlichen Güter in die Verwaltung des Staates hat also der Kaiser sicher nicht, wie es manchen beschränkten oder übelwollenden Gemüthern schien, die Kirche ge- schädigt, sondern dieselbe in der Bukowina ganz besonders gefördert« ; Kaindl 1896, Kaiser, 15. 151 Stöger 1832, Übersicht, 90 (Nr. 23 v. 23.  II. 1832). 152 Polek 1894, Anfänge, 42 ; sowie ÖSTA-FHKA galiz. Domänen Nr. 85 Fasz. 10 139/1340 Entschä- digung für die Herrschaft Radautz v. 17.I.1811 ; FHKA Domänen Nr. 72 Fasz. 7, Vortrag und Re- solution v. 17.I.1795 Verpachtung der Bukowiner Religionsfondsgüter der Herrschaft Fratautz nebst Ober- und Unterwikow dann Strascha. 153 ÖSTA-HHSTA Faßbender Karton 5 XI/3-XII MS XII, Ertragsausweis der Buccowiner Staats- und Fondsgüter 1801–1803. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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