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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 »Se va întroduce timpul de Bucureşti înaintându-se orarul cu un ceas.«1 Dieser einfache Satz, mit seinem aus der zeitlichen Distanz unscheinbar anmutenden Charakter einer gewöhnlichen Verordnung, drückt für die Epochengrenze der Bukowina, wie Mariana Hausleitner die Herbstwochen des Jahres 1918 benennt2, mehr als bloße Symbolhaftig- keit einer neu angebrochenen Zeit für die Provinz aus. Mit Umstellung der Uhren in der Bukowina, wo bis zum 25. November 1918 Wiener Zeit gegolten hatte (also eine Stunde früher als Bukarest), fand nicht nur eine rein praktischen Gesichtspunkten folgende Homogenisierung statt. Im Fahrwasser der Einführung der osteuropäischen Zeit und der damit einhergehenden definitiven Ausrichtung auf die Hauptstadt des rumänischen Königreiches zeichneten sich markante inhaltliche Brüche ab. Das betraf in gravierender Weise die Idee von Region, des von ihr ausgehenden Identitätsangebotes und -verständ- nisses sowie eben auch die in Cisleithanien bis dahin zumindest ansatzweise vorherr- schende föderalistische Auffassung des Staatsaufbaues. Damit hob ein sich letztlich über die gesamte Zwischenkriegszeit hinziehender komplizierter Entflechtungs- wie gene- reller Umorientierungsprozess an, der bis zur ersten Teilung der Bukowina durch die sowjetische Invasion im Jahr 1940 wohl administrativ abgeschlossen gewesen sein mag, gesellschaftlich jedoch noch weitgehend im Laufen war. Erst durch den Zweiten Welt- krieg, die Pariser Friedenskonferenz von 1946 und ihre Folgen fand auch diese Ebene eines 1918 eingesetzten Integrationprozesses ihr jähes Ende. Dabei hatte sich allerdings nicht ›bloß‹ die hinzugekommene Region neu auszurichten und anzupassen, auch der gerade erst im Entstehen begriffene rumänische Zentralstaat musste sich von Grund auf neu konstituieren, um die Folgen von 1918 überhaupt bewältigen zu können.3 Die synthetische Formel des gemeinsamen rumänischen Raums als politischer Lo- sung  – die 1918 in Erfüllung gegangen zu sein schien, Rumänien vom Dnister bis zur The- iss (România de la Nistru pân’ la Tisa)  – verdeckte im allgemeinen Jubel weitgehend die enorme gesellschaftliche Heterogenität des sich mit Kriegsende neu definierenden Staats. Letztere war ein unmittelbares Resultat der beträchtlichen Gebiets- wie Bevölkerungsge- winne. Die Idee des 1916 noch lediglich imaginierten größeren zentralisierten National- staates fußte auf einer Gesellschaft, in der rund 80% der bäuerlichen Bevölkerung ange- hörten, von denen (im Altreich) wiederum 60% weder in der Lage waren zu schreiben 1 [Es wird die Bukarester Zeit eingeführt und die Uhr um eine Stunde vorgestellt.] Monitorul Bucovi- nei, 1918, Decretul-lege, Fascicula 3, ordonanţa Nr. 6, Introducere timpului de Bucureşti în Buco- vina 17.XII.1918. 2 Hausleitner 2000, Epochengrenze, 119. 3 Murgescu 2010, România. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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