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Einleitung
1. Vorwort
[…] nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn
ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben ; ich war durstig und ihr habt mir zu trin-
ken gegeben ; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen […]
Mt 25, 34–46, hier 34–35
Warum in der Einleitung zur Geschichte einer Institution wie der des gr.-orient. Religi-
onsfonds der Bukowina ein Bibelzitat ? Oberflächlich gesehen mag das durchaus nahe-
liegend sein, doch hier hat das im Wesentlichen zwei tiefer reichende Gründe, die – für
sich genommen – wiederum im Fortwirken dieser Institution eine Verbindung zwi-
schen der Gegenwart und der Vergangenheit der historischen Region herstellen. Etwas
paraphrasiert stellt der amtierende Erzbischof von Suceava und Rădăuţi (Arhiepiscop
Sucevei şi Rădăuţilor) Pimen diese Verse aus dem Matthäusevangelium bewusst seinem
Vorwort zu einer 2010 publizierten Broschüre über den Religionsfonds voran.1 Dieser
wurde von Kaiser Joseph II. im Jahr 1783 gegründet, wenige Jahre nachdem sich das
Habsburgerreich die Bukowina einverleibt hatte und nunmehr vor der Aufgabe stand,
die Provinz auch entsprechend den Wiener Vorstellungen einzurichten. Seine Auflösung
erfolgte 1949 durch die Organe der Volksrepublik Rumänien im Zuge der kommunis-
tischen Machtübernahme und der Sequestrierung des Privateigentums. Etwas mehr als
ein Jahrzehnt nach dem Ende des sozialistischen Staates kam es im Jahr 2001 auf Ini-
tiative der Erzdiözese der Bukowina zur Neugründung dieser Institution als Stiftung
privaten Rechts, geleitet von Erzbischof Pimen2 ; allerdings mit der leicht abgeänderten
Bezeichnung Fondul Bisericesc Ortodox Român al Bucovinei.3 Mithin ein zentrales Ziel
dieser Gründung bestand für die Kirche darin, ›ihr‹ Eigentum, das 1949 der entschä-
digungslosen Zwangsenteignung durch den autoritären Staat zum Opfer fiel, jetzt vom
1 Arhiepiscopa (Hg.) 2010, Fondul, Cuvânt înainte (Vorwort).
2 Der neue Religionsfonds konstituierte sich am 15. März 2000 unter der Präsidentschaft des Erzbi-
schofs sowie weiteren 27 Mitgliedern ; Anonymus 2009, Justiţia, În Loc de Prefaţă (Anstelle des
Vorwortes), 1f.; ebenda findet sich auch eine detaillierte Aufzählung der z.T. strittigen Mitglieder
sowie der beanspruchten Gebäude.
3 Arhiepiscopa (Hg.) 2008, Fondul, 5.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439