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2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik
Als kurze Einführung in den hier als Instrument gewählten methodisch-analytischen An-
satz soll zunächst ein Überblick zum Gegenstand der Institution in der Soziologie geboten
werden, um daraus schließlich jenen relevanten Teil herauszufiltern, der für die getroffene
Fragestellung der vorliegenden Studie von zentraler Bedeutung erscheint. Ein daran an-
knüpfender Blick auf Institution(en) als Forschungsobjekt in der Geschichtswissenschaft
leitet den Versuch ein, das dargelegte soziologische Modellverständnis als theoretisches
Grundgerüst auf die (hier vorab als solche postulierte) Institution des gr.-orient. Religi-
onsfonds umzusetzen. Darauf aufbauend werden schließlich analytische Einheiten for-
muliert. Vier davon abgeleitete Leitthesen bilden die methodische Grundlage der Arbeit.
Soziologische Institutionenforschung
Im Hinblick auf ihre schwerpunktmäßige theoretische Fundierung ist die Institutionen-
forschung in den Bereich der Organisationssoziologie einzuordnen. Bereits in den 1960er
Jahren erkannte man in diesem aus den USA stammenden Konzept für die Soziologie einen
Zentralbegriff zur Analyse der modernen Gesellschaft.1 Hatten die damit in Verbindung
stehenden modernisierungstheoretischen Konzepte den
– am Ende
– erfolgreichen Wandel
(gewissermaßen als Aufholprozess gegenüber der ›westlichen Welt‹) im Visier, so dominiert
hier gegenwärtig in den Geschichtswissenschaften, aus der Osteuropaforschung kommend,
eine davon grundsätzlich abweichende Sichtweise. Im Mittelpunkt steht dabei nicht mehr
so sehr das Transferergebnis
– also die erreichte Modernisierung, das Gleichziehen mit dem
zumeist ›westlichen‹ Vorbild –, sondern der Übertragungsprozess als solcher.2 Aus fachli-
cher Sicht soll hier jedoch vorerst der Blickwinkel der Soziologie beibehalten werden.
Mittlerweile charakterisiert sich dieser Forschungsbereich insgesamt durch eine
weitgehende Ausdifferenzierung, die als Folge von zahlreichen Überschneidungen mit
Nachbarfächern zu einer gewissen Unübersichtlichkeit führt.3 Der darin einzuordnende,
allerdings inhaltlich spezifischere handlungstheoretische Institutionenbegriff schlägt in
seinem Grundverständnis die Brücke zurück zu einem der zentralen Ausgangspunkte
der Organisationssoziologie : die Analyse der Bürokratie als Organisation rationaler
Ordnung von Max Weber.4
1 Bernsdorf (Hg.) 1969, Wörterbuch, 762, Schlagwort Organisation.
2 Vgl. dazu die Zusammenschau bei vanMeurs & Müller 2014, Institutionen, 12.
3 Tacke 2010, Organisationssoziologie, 341.
4 Weber 1922, Wirtschaft ; Tacke 2010, Organisationssoziologie, 343 u. 355 ; Selznick 1996, Institu-
tionalizm, 276.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439