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Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 217
In Fortsetzung des Querschnittskapitels zur Wirtschaftssituation des Religionsfonds um
die Mitte des 19. Jahrhunderts und die rechtlich-politischen Veränderungen, wie sie im
Abschnitt zur Ära von (Erz-)Bischof Hackmann zur Diskussion standen, soll hier nun-
mehr der Schwerpunkt auf einem Überblick zur ökonomischen Gesamtsituation der
Fondsgüter bis Kriegsausbruch gelegt werden. Einen zentralen Baustein besetzen darin
die Forste als hauptsächliche Einnahmequelle. Der exemplarische Blick auf einzelne aus-
gewählte größere Investitionsvorhaben und Bauten, die eine oftmals enorm symbolische
Bedeutung für das Kronland an sich besaßen, sowie auf die gemeinnützige Fördertätig-
keit des Fonds bis Kriegsende rundet dieses Kapitel ab. Eine kurze Darstellung der Rück-
führung von Fondskapitalien aus der Republik Österreich in den ›neuen‹ Staat Rumänien
nach 1918, als Teil einer generellen strukturellen Umorientierung, sowohl des vormali-
gen Kronlandes in eine Provinz des Königreiches als auch der Institution Religionsfonds,
leitet schließlich zum letzten größeren Abschnitt, der Zwischenkriegszeit, über.
Von einer rein quantitativen wirtschaftshistorischen Analyse wird hier abgesehen. Ei-
nerseits gestattet die Quellenlage dafür kaum eine einigermaßen homogene Betrachtung
über diesen vergleichsweise langen Zeitraum. Zudem birgt die Archiv- und Datensitu-
ation des rumänischen Staates in ihren mehrfachen Brüchen nach 1918 insgesamt eine
Reihe von nur schwer zu bewältigenden methodischen Hürden. Andererseits bleibt die
für die vorliegende Monographie gewählte übergeordnete Fragestellung, wie schon in
den vorangegangenen Abschnitten, auch hier zentraler Ansatzpunkt : die Fokussierung
einer Epochen übergreifenden institutionellen Rolle des Religionsfonds für die Buko-
wina.
Die Institution in Bilanzdaten: die Jahre 1864 bis 1913
Wirft man einen Blick auf die Budgets des gr.-orient. Bukowiner Religionsfonds der
Jahre 1864 bis 1913, so gründete in absoluten Zahlen der überwiegende Teil aller Aus-
gaben auf den Bedürfnissen des ›Kultus‹. Dazu gehörten Auslagen für (Erz-)Bistum und
Konsistorium, die bestehenden aktiven Klöster (Putna, Suczawitza, Dragomirna) sowie
die von der Kirche betriebenen geistlichen Bildungsanstalten in Czernowitz. Darunter
das gr.-orient. Seminar, die gr.-orient. Gesangsschule sowie das angeschlossene Internat
und ab 1875 die gr.-orient. theologische Fakultät der Franz-Josephs-Universität. Einen
erheblichen Betrag bezifferten in diesem Posten die aufzubringenden Gelder für den
repräsentativen Neubau der Metropolitanresidenz des Erzbischofs und deren laufen-
den Betrieb. Allein für die Errichtung waren von 1864 bis 1882 über 700.000 Gulden,
gänzlich aus Religionsfondsmitteln, veranschlagt worden.10 Zudem hatte bereits 1843
10 Anonymus 1864, Voranschlag.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439