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222 Die Institution: Struktur & Werte
… als Quelle von Förderungen
Die bisherige Darstellung konnte aufzeigen, welche physische Präsenz der gr.-orient.
Religionsfonds in der Bukowina besaß. Aus dieser Situation heraus erklärt es sich fast
schon von selbst, dass der Fonds für unterschiedlichste kulturelle Projekte des Kronlan-
des über die Jahrzehnte hin auch immer wieder kleinere Summen bereitstellte. Vielen
dieser vom Konsistorium oder dem Erzbischof mitgetragenen Initiativen kam ein ho-
her Symbolgehalt zu, wenngleich sie buchhalterisch kaum nennenswerte Größen er-
reichten. So half der Fonds beispielsweise beim Bau eines jüdischen (sic !) Bethauses im
Ort Straza, Bezirk Radautz mit einer Bauholzspende im Wert von 300 Kronen aus. An
der Eröffnung dieser Einrichtung nahm denn auch – mit Selbstverständlichkeit – Erz-
bischof Repta persönlich teil.22 Wiederholt mit kleineren Summen subventionierte der
Religionsfonds bis 1914 unter ausdrücklicher Zustimmung des Kultusministeriums die
Übersetzung von Lehr- und Schulbüchern ins Rumänische.23 So erschien – wohl als
Ausdruck dynastischer Loyalität – 1908 zum Thronbesteigungsjubiläum im Verlag des
Fonds eine kleine Festschrift als Lesebuch für Bukowiner Volksschulen, mit der notier-
ten Kaiserhymne in rumänischer Sprache im Anhang.24 Darüber hinaus hatte sich der
Fonds immer wieder an der Finanzierung von Denkmälern beteiligt. Selbst während
des Krieges er steuerte für die Errichtung eines solchen auf dem Soldatenfriedhof von
Czernowitz 10.000 Kronen bei.25
Überdies vergab der Fonds auf Antrag oder zu besonderen Anlässen regelmäßig Sti-
pendien zum Besuch von Schulen und Universitäten.26 Im Vergleich zu den Gesamt-
22 Bukowinaer Rundschau Nr. 5181 v. 12.IX.1906, Zur kanonischen Visitation des Erzbischofs Dr. von
Repta.
23 DACZ 320/2/2244, fol. 8, Landesregierung v. 21.XII.1898, Nr. 22257 : Manual de istorie universală
I, Istoria vechie (Isopescul Samuil), Istoria Bisericeasca (Calistrat Coca) ; fol. 22 Landesregierung an
Konsistorium v. 9.III.1908, Zl. 8859, Carte de citire germana pentru clasa II gimnasiala (Gerasim
Bulega) ; fol. 34, Abschrift Zl. 21593 v. 1.VI.1909 an Steueramt : Zweitauflage einer rumänischen
Grammatik für Mittelschulen (erscheint hier ohne Titel) (Eusebius Popowicz). Ähnlich gelagerte
Zuweisungen für ukrainische Lehrmittel konnten hingegen nicht belegt werden.
24 Dan 1908, Împăratul.
25 DACZ 320/1/3080, fol. 216, Landesregierung an Magistratspräsidium sowie Konsistorium (alle
Prag) v. 14.IX.1916, Erlass des Ministeriums für Kultus und Unterricht v. 30.VIII.1917, Zl. 25643.
26 Bukowinaer Post Nr. 2313 v. 1.XII.1908, 2, Wohlfahrtsstiftungen anlässlich des Regierungsjubiläums ;
der Religionsfonds stiftete mehre Stipendien zu 120 K »für arme, doppelt verwaiste Mädchen gr.-or.
Konfession«. Im Studienjahr 1917/18 standen »für Söhne gr.-or. Priester aus der Bukowina, welche
sich dem forstwirtschaftlichen Studium an der kk Hochschule für Bodenkultur widmen« ›mehrere‹
Stipendien des gr.-orient Religionsfonds à 800 bzw. 1.000 K pro Jahr zur Verfügung ; Programm
Hochschule für Bodenkultur Wien, Studienjahr 1917/18, Wien 1917, 13ff.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439