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Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19. Jahrhunderts 93
45% der Gesamtbodenfläche (von 1.045.000 Hektar).28 Nach der Reambulierung von
1867 betraf das 478.000 Hektar.29 Allerdings mussten sich die Behörden eingestehen,
dass (vor der Herstellung des Eisenbahnanschlusses und vor dem Bau der Waldbah-
nen) ein beträchtlicher Teil dieser Ressource aus Mangel an Beförderungsmöglichkei-
ten und ungenügender Erschließung nur äußerst unbefriedigend in Wert gesetzt wer-
den konnte.30 Selbst die Landesverwaltung vor Ort bemängelte die chronisch fehlende
»zweckmäßige Benützung« der Wälder vor allem durch Private, da man »weder den
Wert der Waldungen, noch die Vortheile, welche eine forstwissenschaftliche Behandlung
derselben gewähren«, kenne.31
Daraus lässt sich für die ersten beiden Jahrzehnte nach 1848 in Summe ein in ökono-
mischer Hinsicht wenig dynamisches Bild der Bukowina nachzeichnen, das zu einem
Teil auch für den Religionsfonds seine Gültigkeit besaß. Ausgehend von dieser Skizze
ist daher die wirtschaftliche Situation des Fonds noch vor den Reformen, die mit dem
neuen Organisationsstatut von 1870 einsetzten und auch hier nunmehr endgültig eine
spürbare Dynamisierung einleiteten, näher zu analysieren.
Wirtschaftsreformen & Religionsfonds
Mitte des 19. Jahrhunderts waren in der Bukowina drei Viertel aller Beschäftigten in
Land- und Forstwirtschaft tätig bzw. im Erwerb ihres Lebensunterhaltes von diesem
Sektor abhängig.32 Damit lag das Kronland über dem Durchschnitt der Monarchie, der
für 1869 mit 70% der Erwerbstätigen angegeben wird.33 Ungeachtet der statistischen
Ungenauigkeit und Mängel dieser Daten deutet das Verhältnis doch den grundsätzli-
chen Stellenwert von Land- und Forstwirtschaft für weite Teile der Bevölkerung der
Bukowina an, auch wenn dieser bis 1918 im Zuge der allgemeinen Entwicklung noch
schrittweise abnehmen sollte.
28 Hinsichtlich der Waldfläche lag die Bukowina in Cisleithanien nach der Steiermark (48 %) und
Kärnten/Krain (44 %) damit an dritter Stelle, gefolgt von Tirol (39 %) ; Kolossa 1965, Untersu-
chung, 150f.; zit. nach Bruckmüller 2010, Arbeitswelten, 292f.
29 Zachar et al. 1901, Entwickelung, 43f.
30 Handels-Ministerium (Hg.) 1854, Mittheilungen, 46.
31 DACZ 3/1/68 Administrationsbericht an das Ministerium des Innern 1852.
32 In absoluten Zahlen betraf das ca. 298.000 von knapp 385.000 Einwohnern (der anwesenden er-
werbsfähigen einheimischen Bevölkerung) ; Anonymus 1862, Hauptbericht, 106f.; Taglöhner sowie
im Haushalt beschäftigte Frauen wurden der in Land- und Forstwirtschaft tätigen Bevölkerung hin-
zugezählt ; zur Problematik der statistischen Erfassung agrarischer Arbeitswelten vgl. Bruckmül-
ler 2010, Arbeitswelten, 256f. u. 277.
33 Kolossa 1965, Untersuchung, 141f.; zit. nach Bruckmüller 2010, Arbeitswelten, 253.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439