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7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914
Mit der Einrichtung einer zentralen Güterdirektion für den Bukowiner gr.-orient. Re-
ligionsfonds im Jahr 1870 erfolgte in administrativer Hinsicht zeitgleich der Übergang
in der Zuständigkeit der Wiener Oberbehörden vom Finanz- auf das Kultusministe-
rium. Im Sommer 1872 trat eine weitere Kompetenzverschiebung in Kraft. Die Agenden
für den gr.-orient. Religionsfonds und seine Güter fielen per 1. Juli hauptsächlich dem
Ackerbauministerium zu.1 In Kultusangelegenheiten behielt sich allerdings das dafür zu-
ständige Ministerium seinen behördlichen Einfluss auf den Fonds vor.2 Lediglich die
unmittelbare Leitung der ebenfalls zum Eigentum des Religionsfonds gehörenden Mon-
tanwerke in der südlichen Bukowina war einer eigenen k.k. Bergverwaltung in Jakobeny,
die ihren Sitz vor Ort hatte, übertragen worden. Mit Ausnahme des Werkbetriebes blieb
letztlich auch hier die Güterverwaltung in Czernowitz zuständig.3 Diese gliederte sich
seit der Reform von 1887 (mit nachträglichen Anpassungen) den Arbeitsbereichen ent-
sprechend in fünf Abteilungen : das juridisch-administrative Departement ; das Forst-,
Domänen- sowie das Bau- und Rechnungsdepartement.4 Die Trennung von Forst- und
Domänenangelegenheiten innerhalb der Güterdirektion erwiesen sich unter den geän-
derten Umständen der Zeit als hinderlich, sie wurde 1912 wieder abgeschafft.5 Aller-
dings verlagerte Wien 1909 die Regierungszuständigkeit der Bukowiner Montanwerke
vom Ackerbauministerium ins Ministerium für öffentliche Arbeiten.6
Allein bei der Güterdirektion in Czernowitz arbeiteten im Jahr 1913 42 Beamte, im
für die Forste verantwortlichen Departement gab es weitere 14 pragmatisierte Dienst-
stellen. Insgesamt hatte die Güterdirektion eine Fläche von fast 74.000 Hektar zu be-
treuen.7 Damit stand dem Religionsfonds eine bis 1918 weitgehend unverändert blei-
bende Grundstruktur zur Verfügung, innerhalb derer sich eine
– sowohl für den spezifi-
schen Wirtschaftsraum des Kronlandes als auch im Vergleich zu Cisleithanien – durch-
aus bemerkenswerte ökonomische Entwicklung vollziehen konnte.8
1 Schindler 1889, Forste, 58 ; Guzmann 1901, Forstwirtschaft, 113.
2 Kapitel 6 (Hackmann).
3 Kapitel 10 (Jakobeny) ; Anonymus 1909, Dienstinstruktion, § 5 u. 7 ; die ältere Instruktion und der
Wirkungskreis für die k.k. Direktion der Güter des Bukowinaer gr.-orient. Religionsfonds v. 21.IV.1888
(Z. 539/A.M.) wurde damit außer Kraft gesetzt.
4 Anonymus 1909, Dienstinstruktion, 16.
5 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 2842 v. 12.V.1912, 1, Güterdirektor Hofrat Ritter von Ullmann.
6 (Neuigkeits)Welt Blatt Nr. 221 v. 28.IX.1909, 13, Industrie-Unternehmungen.
7 Tittel 1913, Schematismus, 1283.
8 »Mit den Achtziger-Jahren vollzog sich dann vorzüglich infolge der von der Verwaltung der Religi-
onsfondsforste eingeleiteten Maßnahmen jener gewaltige Umschwung im Fortwirtschaftsbetriebe
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439