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310 Die Institution: Struktur & Werte
Binnenmarkt aus sich heraus lange Zeit nicht genügend Kapital, um die teuren und z.T.
in ihrem Wert letztlich minderen Produkte aus landeseigener Eisenerzeugung abzuneh-
men. Gusseisen, Nägel und Werkzeuge mussten daher vielfach aus den entfernt gelege-
nen galizischen oder steiermärkischen Bergwerken und ihren Verarbeitungsbetrieben
bezogen werden.16 Die Handels- und Gewerbekammer der Bukowina sah sich noch 1852
zur Klage gegenüber den Wiener Ministerien veranlasst und vermerkte nachdrücklich
die – geradezu symptomatisch für das Land – immer noch zu geringe Verbreitung von
Eisenschaufeln und -pflügen. Allenfalls würden die Bauern »schwerfällige« Holzschau-
feln und Pflüge verwenden, die nur am Rande mit Eisen verstärkt waren.17
Am Ende des 19. Jahrhunderts lag der prozentuelle Anteil des Bergbaus in der Buko-
wina im Vergleich zum restlichen Cisleithanien weit unter einem Prozent. Die Montan-
industrie des Kronlandes »war von keinem Belang«.18 Während das Bergwesen trotz
unbestreitbarer Verbesserungen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch »in den
Kinderschuhen steckte«, hatte die »großangelegte Verwertung des Holzes« nahezu in-
dustrielle Ausmaße angenommen.19 Aus regionaler Sicht bewirkte die Montanindustrie
jedoch gerade für die Berggebiete der südlichen Bukowina erhebliche Veränderungen
und begründete – wie noch zu zeigen sein wird – Strukturen für die später dort so er-
folgreich tätige Holzindustrie des Religionsfonds.
Die Manzschen Werke
Auf der Suche nach einer günstigen Trasse für die anzulegende Reichsstraße vom sieben-
bürgischen Bistritz (rum. Bistriţa) kommend über den Borgo- und Mestecănesti-Pass
nach Kimpolung (rum. Câmpolung) in die Bukowina hatten Generalstabsoffiziere um
1780 bei Jakobeny Manganerzvorkommen entdeckt.20 Wenig später ließ eine aus privaten
gungen fähig ist«, Wochenschrift der Bukowiner Handels- & Gewerbekammer (Czernowitz) Nr. 44 v.
5.XI.1852, 351.
16 DACZ 1/1/5070, Ökonomische Landesbeschreibung 1828, fol. 5–16.
17 Wochenschrift der Bukowiner Handels- & Gewerbekammer (Czernowitz) Nr. 44 v. 5.XI.1852, 360.
18 Romstorfer & Wiglitzky (Hg.) 1886, Statistik, 27 Tabelle IX, Bergbau und Hüttenbetrieb ; mit
einem Gesamtwert aller Hüttenprodukte der Bukowina von knapp 190.000 fl. lag das Kronland 1872
in Cisleithanien (in Summe 36,9 Millionen fl.) mit Abstand an letzter Stelle, Mittheilungen des k.k.
Ackerbau-Ministeriums 10/1873, Bergwesen, 11.
19 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 1011 v. 28.V.1907, 5, Das Berg- und Hüttenwesen der Bukowina
von seinen Anfängen an (Faustin v. Krasuski).
20 Prelicz 1904, Geschichte, 84 ; mehrere Skizzen zu den 1788 bestehenden Anlagen in Jakobeny be-
finden sich im Österreichischen Staatsarchiv, ÖSTA-FHKA SUS N-204/1–5, 1788 ; eine kolorierte
»Ansicht der Eisenberg- und Hüttenwerke zu Jakobeny in der Bukkowina« (datiert nach 1810) liegt
im Bildarchiv der OeNB [http://data.onb.ac.at/rec/baa13787265].
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439