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11. Zusammenfassungen
Der Bukowiner Religionsfonds: Kontinuität einer Institution?
Die Studie des Bukowiner gr.-orient. Religionsfonds hat in der Analyse (ausgehend von
den hier als grundlegend erachteten Überlegungen bei Blänkner und Rehberg zur In-
stitutionenforschung) versucht, methodisch den Fokus auf drei Betrachtungsebenen
zu richten : Institutionalisierung, Institution und Akteure sowie institutionelle Mecha-
nismen. Mit einzurechnen war der Faktor Zeit, abgebildet in Form des institutionellen
Wandels, der sich für den Religionsfonds spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
in einem Spannungsbogen politischer Leitideen zwischen supranational-gesamtstaatlich
und national-irredentistisch bewegte. Daraus wurden vier inhaltlich ineinander grei-
fende Thesen formuliert : von der Gründung des Religionsfonds und seiner Aufgabe,
vom institutionellen Wandel und der nationalen Frage, vom institutionellen Wandel und
regionaler Modernisierung sowie von der Persistenz institutioneller Strukturen und ih-
rer langen Dauer. Im Hinblick auf die konkrete Institution, den hier im Mittelpunkt
stehenden gr.-orient. Religionsfonds, ist festzuhalten, dass sich eine trennscharfe Unter-
scheidung zur gr.-orient. Kirche der Bukowina nicht in allen Bereichen als möglich oder
sinnvoll herausstellte. Das begründet sich allein schon in der institutionell-personellen
Verflechtung von Bischof, den einzelnen Mitgliedern des Konsistoriums sowie den ei-
gentlichen Agenden des Fonds bzw. wechselseitig der ihn kontrollierenden wie beein-
flussenden kirchlichen Organe. Die Grenzen zwischen beiden Institutionen sind daher
an und ab undeutlich und nicht immer in allen Fällen exakt zu ziehen gewesen.
Die abschließende Diskussion soll die nunmehr gewonnenen Erkenntnisse im geraff-
ten Überblick einander gegenüberstellen. Sie will die Zusammenfassungen der einzel-
nen Abschnitte daher nicht doppeln und Details wiederholen, sondern auf die wesentli-
chen Punkte der eingangs gestellten Thesen eingehen.
Der Prozess der Institutionalisierung des Bukowiner Religionsfonds, also des allmähli-
chen Übergangs von einer zunächst hauptsächlich normierenden Organisation hin zu
einer aktiv Raum wie Gesellschaft gestaltenden Institution, ist für die Geschichtswis-
senschaften über den Faktor Zeit eng mit der Frage nach dem messbaren Erfolg aufklä-
rerischer Reformmaßnahmen, wie sie Joseph II. gesetzt hat, verknüpft.1 Aus Sicht der
soziologischen Forschung wiederum bezieht eine einmal bestehende Institution ihre Le-
gitimität hauptsächlich aus ihrer eigenen zeitlichen Stabilität und mitunter ebenso aus
ihrer Verbindung mit dem Ort (›sense of place‹).2 Letzteres wäre im konkreten Fall wohl
1 Merker 1989, Aufklärung, 13 ; zuletzt Bendel & Spannenberger 2015, Aufklärung.
2 Lowndes 1996, Varieties, 182.
Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439