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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 173
Formen annehmenden Prozesse gegen seine Person mussten Morariu-Andriewicz wohl
nicht nur persönlich verbittert, sondern ihn offensichtlich auch in seinen kirchenpoli-
tischen Anliegen bestärkt haben. Obwohl es ihm letztlich nicht gelang, der gr.-orient.
Kirche die angestrebte volle Autonomie sowie die Verfügungsgewalt über die Mittel des
Religionsfonds zu verschaffen, konnte er langfristig doch zahlreiche Bauprojekte von
Kirchen, der Universität (der theologischen Fakultät), die bessere Ausstattung der Pfar-
reien, aber ebenso eine höhere Entlohnung der Pfarrer und anderes mehr aus diesen
Mitteln zu Gunsten der Gesamtkirche umsetzen. Die fortschreitende Nationalisierung
der Diözese hingegen erfuhr gerade durch sein Wirken bleibende Impulse. Die gr.-
orient. Kirche schlitterte damit in ein Fahrwasser, dessen Gerinne in der Folge für das
Kronland bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Tagespolitik bestimmen sollte.
Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924)
Kurz nach dem Ableben von Silvester Morariu-Andriewicz ernannte der Kaiser am
16. Februar 1896 den 73-Jährigen bisherigen Diözesanadministrator und Generalvikar
Arkadius Czuperkowicz (rum. Arcadii Ciupercovici) zum Erzbischof und zum Metro-
politen von Bukowina-Dalmatien mit Sitz in Czernowitz.214 Der am 14. April 1823 in
Kimpolung (rum. Câmpolung) in einer orthodoxen Pfarrersfamilie geborene Alexandru
Czuperkowicz hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine nahezu mustergültige Karriere in der
gr.-orient. Kirche hinter sich : 1847 Priesterweihe, 1848 Pfarrer, 1865 – nach dem Tod
seiner Frau (1861) – Übertritt in den Mönchsstand mit dem Namen Arkadius, 1866
Igumen in Putna, 1873 Archimandrit, 1878 Konsistorialrat, 1880 Generalvikar und seit
1895 Diözesanverwalter.215 Einen Tag vor seinem Geburtstag vereidigte Franz Joseph I.
den designierten Erzbischof der Bukowina und Dalmatiens in Wien und am 19. April
1896 empfing er in der gr.-orient. Kirche der Reichshauptstadt seine Weihe.216 Genau
einen Monat später, am 19. Mai, feierte man in Czernowitz die Installation des neuen
Hierarchen.217 Auf die Stelle des Archimandriten im gr.-orient. erzbischöflichen Kon-
sistorium rückte Universitätsprofessor Dr. Basil (Wladimir) v. Repta (rum. Vladimir de
Repta) nach.218
214 Das Konkordat zwischen Wien und dem ökumenischem Patriarchen aus dem Jahre 1880 erlaubte
es dem Kaiser, Metropoliten zu ernennen ; Plöchl 1972, Kirche, 27f.
215 Bukowinaer Post Nr. 609 v. 7.XI.1897, 1, 50 Jahre Priester.
216 Wiener Zeitung Nr. 85 v. 13.IV.1896, 2, Vereidigung durch den Kaiser ; Nr. 91 v. 20.IV.1896, 5, Beilage
der Wiener Abendpost.
217 Neue Freie Presse Nr. 11401 v. 20.V.1896, 2.
218 Wiener Zeitung Nr. 50 v. 29.II.1896, 1, amtlicher Theil.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439