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338 Die Institution: Struktur & Werte
einigen Schaden.130 Mit der Ende der 1940er Jahre durchgeführten Sequestrierung gin-
gen schließlich alle Fondseinrichtungen des Bades in das Eigentum des sozialistischen
Staates über.
Zusammenfassung
Im Unterschied zum benachbarten siebenbürgischen Raum und den westlichen Gebie-
ten der Habsburgermonarchie setzte der Bergbau in der Bukowina erst relativ spät und
zögerlich ein. Von Beginn an bestand dessen Aufgabe nicht nur in der Bereitstellung
von Rohstoffen und Produkten für den Bedarf der Provinz, sondern er sollte dezidiert
auch einen Beitrag zur dauerhaften strukturellen Erschließung dieses Raumes und vor
allem seiner entlegenen Berggebiete leisten. Obwohl die ärarischen Versuche, Gruben
anzuschlagen bzw. in größerem Maßstab eigene Werke zu betreiben, relativ bald aufge-
geben werden mussten, war der Staat nach wie vor allein schon aus Eigeninteresse da-
rum bemüht, vorteilhafte Konditionen für einen auf privater Basis organisierten Abbau
zu schaffen.
Wenngleich über den persönlichen Hintergrund des Gewerken Anton Manz v. Ma-
riensee wenig bekannt ist, darf vermutet werden, dass sich dieser aus der Steiermark
stammende Unternehmer bewusst der dort herrschenden Konkurrenz in der Eisenin-
dustrie entzog, als er sich für den Ankauf der Werke im entlegenen Jakobeny entschied.
Abseits der im Inneren Österreichs bereits unter Druck geratenen Bergbauindustrie
konnte Manz – solange es Erzvorkommen und staatliche Unterstützung ermöglichten –
durchaus gewinnbringend arbeiten.
Im weit ins 19. Jahrhundert hinein nur schwach ausgeprägten Binnenmarkt der Bu-
kowina und seiner östlichen Nachbarn keimte von Anfang an ein struktureller Mangel,
der sich mit dem Rückgang staatlicher Förderungen und dem Nachlassen der Erzadern
schmerzlich bemerkbar machte. Letztlich war eine ausgebaute Bergbauindustrie in ihrer
ganzen Bandbreite in der Bukowina in größerem Umfange auch nach der Übernahme
der Montanwerke durch den Religionsfonds nicht konkurrenzfähig, sodass eine Kon-
zentration auf die reine Erzförderung
– wie sie sich nach 1900 in Jakobeny durchgesetzt
hatte
– als konsequenter Prozess erscheint.
Die früh durch den Bergbau ausgelöste Notwendigkeit einer systematischen Wald-
wirtschaft kam letztlich nicht so sehr der Montanindustrie der Provinz zugute, deren
Stellenwert vergleichsweise marginal blieb, sondern der durch den Eisenbahnanschluss
130 ANR-S inv. 35, pach. 111–1942, fol. 43f., Administraţia Băilor Vatra Dornei, Tablou asupra obiec-
telor de inventar pierdute cu ocazia ocupării imobilelor de către spitalele germane, Vatra Dornei v.
23.I.1942 und Socoteală, Vatra Dornei v. 28.X.1941.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439