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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Seite - 157 -
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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 157 Die Spannung zwischen notwendiger Reform und konservativer Haltung lässt sich an einem konkreten Konflikt nachzeichnen. So hatte beispielsweise 1852 das Konsis- torium versucht, national motivierte Versetzungen bzw. Einsetzungen von Pfarrern vorzunehmen, die nicht ohne Widerspruch blieben.145 Die daraus resultierenden »Spal- tungen und Zerwürfnisse über der Geistlichkeit« kamen auch dem Kultusministerium zu Ohren. Wien bemühte sich um eine klare Regelung der kirchlichen Verhältnisse in der Bukowina, musste allerdings aus der Sachlage heraus in diesem Vorfall »ganz jenen Geist der Collegialität und des einträchtigen Zusammenwirkens« vermissen. Die Frage eines erneuerten Statuts, d.h. einer Kirchenordnung, war ohnedies seit Jahren anhängig. Johann Kalinczuk (1812–1875), zu diesem Zeitpunkt Professor für Dogma- tik am theologischen Seminar in Czernowitz und Konsistorialassessor, hatte sich zuvor gegenüber dem Ministerium in Wien darüber beschwert, »daß sich das gr.[iechisch] n.[icht] u.[unierte] Consistorium in Czernowitz von seiner ursprünglichen Bestim- mung wesentlich entferne« und daraufhin eine dringende Behebung der Übelstände verlangt.146 Daraufhin reagierte Bischof Hackmann rasch. Er ließ zunächst die Minis- terialmeinung in einer Zusammenfassung allen Mitgliedern des Konsistoriums zur Kenntnis bringen. In einem zweiten Schritt nahm der Bischof zu den geäußerten Vor- würfen gegenüber dem Ministerium Stellung. Er bat in Konsequenz den Minister, ihn »von einem Hülfsarbeiter [i.e. Kalinczuk] zu befreien, zu dem ich, durch vierjährige Erfahrung überzeugt, seiner Grundsätze und seines kirchenwidrigen Wirkens wegen, [k]ein Vertrauen faßen kann, der mir in allen meinen Verfügungen entgegenarbeitet, und mir in meinem redlichen Streben, ein guter Oberhirt der Diözese zu seyn, immer ein Stein des Anstoßes ist«.147 Obwohl der eigentliche Sachverhalt aus der Quellenlage nicht mehr mit gänzlicher Klarheit herzustellen ist, bleibt anzunehmen, dass sich Ka- linczuk, der später zu den führenden Mitgliedern der rumänischen Kulturgesellschaft der Bukowina zählte, zuvor gegen die Einsetzung ruthenischer Pfarrer bzw. für die Be- setzung ruthenischer Pfarren mit rumänischen Priestern ausgesprochen hatte. Sowohl das eigenmächtige Handeln Kalinczuks als auch sein hier vermutet nationales Ansin- nen mussten das Misstrauen des Bischofs erregt haben. In ähnlicher Weise sollte Hack- mann mehr als ein Jahrzehnt später auf das, seinem Dafürhalten nach, zu eigenständige Denken und Agieren des jungen Konsistorialrates Andriewicz reagieren. Kalinczuk trat 145 DACZ 320/3/400, fol. 65, Statthalterei Lemberg an Hackmann v. 7.I.1853. 146 DACZ 320/3/400, fol. 33, Bericht Konsistorialassessor Dimitrowicz über Ministerialerlass an Hack- mann, Czernowitz v. 9.I.1852. 147 DACZ 320/4/400, fol. 47–58, Bericht Hackmann an Ministerium (Konzept), Czernowitz v. 28.III./9. IV. 1852, hier fol. 58.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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