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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Seite - 191 -
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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 191 und Rumänen der Erzdiözese strukturell lösen wollte.294 Onciul griff darin neuerlich den Ruf nach Gewährung eines Kirchenkongresses auf, also einer breiten Laienbeteili- gung für die Regelung kirchlicher Angelegenheiten. Damit berührte er jedoch die ohne- dies überaus sensible Frage vom Verhältnis orthodoxe Kirche  – Staat bzw. der Autono- mie der Kirche innerhalb des Staates. Der Rückgriff auf bereits früher geführte Diskus- sionen um das Statut der orthodoxen Kirche in Österreich im Allgemeinen erschwerte indes die Ansätze zur Entflechtung dieser komplexen Thematik in der Bukowina mehr als sie zu deren Lösung beitrug. Nicht nur bei den Personalentscheidungen sicherten sich die Behörden und in letzter Instanz der Kaiser das entscheidende Wort, sondern auch in der Verwaltung des Kirchenvermögens, das sich im gr.-orient. Religionsfonds befand und über diesen verwaltet wurde. Die Kirchenfrage berührte also über kurz oder lang stets jene der Autonomie und der Verfügungsgewalt über die beträchtlichen Mittel dieses Fonds. Zugeständnisse Wiens gegenüber derlei Vorschlägen hätten einerseits das Risiko eines erheblichen politischen Kontrollverlustes seitens des Staates innerhalb des Kronlandes in sich getragen. Immerhin war das Investitionspotential des Fonds für die Landesentwicklung  – wie sich schon in den Jahrzehnten zuvor etwa an den Beispielen der Manzschen Eisenwerke oder der Errichtung der Universität gezeigt hatte  – von ent- scheidender Bedeutung in diesem ansonsten strukturschwachen Gebiet. Wien musste andererseits auf landespolitischer Ebene eine möglicherweise nicht mehr einhegbare Eskalation der nationalen Verhältnisse befürchten, sobald man den Entscheidungspro- zess über kirchliche Angelegenheiten in diesem Ausmaß zu weit in die Bevölkerung hineintragen würde. Dazu kamen die politischen Parteien und ihr wachsendes Verlan- gen  – wie das Erzbischof Czuperkowicz an der eigenen Person erleben musste  –, diese Strukturen für ihre eigenen, oftmals kurzfristigen Zwecke zu instrumentalisieren (vgl. Abb. 26). Kurz nach der Jahrhundertwende formulierte die Partidul Poporal Naţional [Nationale Volkspartei] Kirchenautonomie und Verfügungsgewalt über das Religions- fondvermögen als eines ihrer zentralen politischen Ziele.295 Onciul jedoch blieb fest bei seiner Ansicht, dass die nationalen Spannungen in einem Kirchenkongress kanalisiert werden könnten und gerade damit gleichzeitig eine demo- kratisch verfasste Prüfstelle »gegenüber den Herren im Konsistorium« geschaffen wäre, die »sich frei von jeder Kontrolle wissen und ihrer Willkür die Zügel schießen lassen«.296 294 Bukowinaer Post Nr. 1714 v. 19.I.1905, 1, Zur gr.-or. Kirchenfrage. Von Dr. Aurel Onciul ; Nr. 1719 v. 2.II.1905, 2, Die gr.-or. Kirchenfrage im Parlamente. Interpellation ; Nr. 1728 v. 21.II.1905, 1f., Die Mißstände in der gr.-or. Diezöse (sic !). Interpellation ; Nr. 1729 v. 23.II.1905, 2f., Die Mißstände in der gr.-or. Diezöse (Schluß). 295 Gafiţa 2004, Consideraţii, 226. 296 Bukowinaer Post Nr. 1714 v. 19.I.1905, 1.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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