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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Seite - 212 -
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212 Die Institution: Struktur & Werte dender Position wie etwa im erzbischöflichen Konsistorium erhielt der politische, zu- dem in wachsendem Ausmaße emotional geführte Diskurs neuerlich Nahrung. Darüber hinaus erweiterte sich durch die Wahlrechtsreform, d.h. durch die Einführung des allge- meinen, gleichen und geheimen Männerwahlrechtes von 1907 und die Abschaffung der Kurien, das Wählerspektrum in Cisleithanien erheblich.386 Die Beteiligung einer breiten Bevölkerungsbasis an politischen Entscheidungsprozessen geriet indes  – wie das schon die Kirchenkongressfrage gezeigt hatte  – nicht unbedingt zum alleinigen Vorteil dieses Demokratisierungsprozesses insgesamt. Noch mehr als zuvor waren die sich im Kron- land allmählich formierenden politischen Parteien jetzt darum bemüht, ihre jeweilige Legitimation durch den Ausbau des Stimmenanteils zu stärken. Die Politisierung  – und in diesem Fall auch Emotionalisierung  – von Themen kirchlicher Autonomie bis hin zur Vermögensverwaltung des Religionsfonds amalgamierte soziale Forderungen mit Fra- gen nach nationaler Selbstbestimmung und projizierte in letztere die unbedingte Hoff- nung auf eine Verbesserung der Lage. Aus dem benachbarten rumänischen Königreich erfuhren die damit ohnedies fragilen innenpolitischen Verhältnisse des Kronlandes zu- sätzlich radikalisierende Impulse, wie etwa durch die politische Tätigkeit von Iorga387 und regelmäßige Kommentare Bukarester Zeitungen. Allein all das war in Summe kaum dazu geeignet, eine sachliche Diskussion um die Zugriffs- oder zumindest Kont- rollrechte auf bzw. über den gr.-orient. Religionsfonds zu führen, sodass der Ausbruch des Ersten Weltkrieges lediglich die Fronten in der Bukowina noch unüberwindlicher machte und letztlich mit Ende des Jahres 1918 zugunsten der Rumänen Tatsachen ge- schaffen wurden, die ohnedies keiner demokratischen Diskussion unter allen Betrof- fenen mehr bedurften. Trotz dessen werden in der historiographischen Einschätzung von rumänischer (wie auch ruthenischer) Seite die Jahrzehnte vor 1914 gerne als Peri- ode des Kampfes bezeichnet. Dem ist nicht in allem zuzustimmen.388 Das Bemühen der staatlichen Behörden  – obwohl es oftmals einem unentschlossenen Lavieren gleichen mag  – um einen Ausgleich vermochte die Situation dennoch immer wieder vorüberge- hend zu kalmieren.389 Landespräsidenten wie Oktavian Regner v. Bleyleben hatten dabei wiederholt den Versuch unternommen, die Bedeutung des gr.-orient. Religionsfonds für die Landesentwicklung und dessen durchaus positive Leistungen für das Allgemeinwohl 386 Cohen 1998, Absolutism. 387 Corbea-Hoişie 1996, Kohabitation. 388 Cândea 1924, Mitropolitul, 6. 389 Vgl. dazu die Sammlung diverser Beschwerden gegen Pfarrer u.a. in DACZ 320/1/18 fol. 34–174 für die Jahre 1912–1925. Die Landesregierung leitete diese in der Regel mit der Bitte um Klärung des Sachverhaltes an das Konsistorium weiter. Sie war allerdings zumeist darauf bedacht, den religiö- sen Bedürfnissen sowohl der rumänischen als auch der ruthenischen orthodoxen Bevölkerung des Landes gleichermaßen Rechnung zu tragen. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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