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224 Die Institution: Struktur & Werte
Weitaus größere ausgabenseitig wirksame Fixposten im Budget des Religionsfonds
bis 1914 belegten indes Bukowiner Landesschulfonds und Universität. Innerhalb der
Rubrik ›Unterricht‹ ist hier an erster Stelle der seit 1872 jährlich mit 50.000 Gulden be-
messene Beitrag in den Landesschulfonds zu nennen. Der Landtag hatte 1893 in ei-
ner Petition die Erhöhung der Mittel auf 150.000 Gulden »zur weiteren Hebung des
Volksschulwesens […; eingefordert], weil die Schulgemeinden […] überlastet, ja leis-
tungsunfähig« wären und zudem der Religionsfonds »seiner Natur [nach] auch für die
Bedürfnisse des Volksschulwesens bestimmt« sei. Aus eigener Kraft konnte das Kron-
land für den Schulfonds nur 126.000 Gulden von insgesamt 240.000 stemmen. In seiner
Stellungnahme verlangte das Konsistorium vom Kultusministerium einen ablehnenden
Bescheid und drängte darin auf die Einhaltung der »widmungsmässigen Zwecke« des
Religionsfonds.30 Das Ministerium entschied sich letztlich wieder für einen Kompro-
miss und bewilligte die Anhebung auf 80.000 Gulden jährlich.31 Diese Summe blieb bis
1913 unverändert.32
Auch beim Aufbau der Universität als höchster Bildungseinrichtung des Landes über-
nahmen Religionsfonds bzw. Konsistorium von Beginn an eine tragende Rolle sowohl
inhaltlicher (theologische Fakultät) wie pekuniärer Natur (Finanzierung). Die Versuche
des Konsistoriums unter Hackmann und Bendella, die Universitätsgründung – von der
theologischen Fakultät abgesehen – nur einmalig zu unterstützen und sich damit »von
jeder weiteren Beitragsleistung zu Universitätszwecken für alle Zukunft freizuhalten«,
blieben von Beginn an absehbar eine Wunschvorstellung.33 Nach der Jahrhundertwende
machte sich alsbald ein eklatanter Platzmangel für die wachsende Bildungseinrichtung
bemerkbar, sodass die Landesregierung beim Konsistorium neuerlich mit dem Ansin-
nen »auf einen angemessenen Beitrag des griechisch-orientalischen Religionsfondes, der
auch seinerzeit zur Herstellung des Gebäudes für die Lehrkanzeln der Physik, Chemie
und Mineralogie einen Beitrag geleistet hatte, und der an dem Bestande der Universität
30 DACZ 320/3/3431 Landesregierung an Konsistorium mit der Bitte um Stellungnahme v. 12.IX.1893,
fol. 97–121, hier 98 u. 119ff.
31 DACZ 320/3/3431 allerhöchster Entschluss v. Jänner 1895, Ministerium für Kultus und Unterricht v.
22.I.1895, Zl. 1541, Landesregierung v. 1.II.1895.
32 S. Anm. 10, Voranschlag.
33 DACZ 320/2/50 Vortrag Konsistorium, Plenarsitzung v. 13./26.I.1905, fol. 4. Die Sitzung nahm da-
rin auf die Umwidmung eines gerade neu errichteten Priesterhauses zum Universitätsgebäude unter
Bischof Hackmann v. 2./14.I.1873 Bezug. Nachdem man jedoch zwei Jahre später das Gebäude für
die Zwecke der Universität als wenig geeignet erkannt hatte, wurde es mit Zustimmung des amtie-
renden Erzbischofes Bendella (v. 29.III./10.IV.1875) mit 60.000 fl. aus Religionsfondsmitteln zurück-
gekauft.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439