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270 Die Institution: Struktur & Werte
Die Reform von 1925 hatte alle den Fonds betreffenden Kompetenzen und die ge-
samte Verantwortung seiner Verwaltung dem Eparchialrat übertragen (vgl. Abb. 45). In
der Kritik der Zeitgenossen führte der damit begründete strukturelle Mangel an einer
einheitlich wie fachlich versierten Leitung des Religionsfonds zu einer schleichenden
Politisierung der Institution.85 Reformvorhaben und von der Eparchialversammlung
eingesetzte Kommissionen zu seiner Reorganisation zeitigten real nur wenig Wirkung.
Dabei rekurrierte man regelmäßig auf die mittlerweile nahezu inhaltsleere Aussage
von der Autonomie der Kirche »im Dienst der Idee nationalen orthodoxen Glaubens«.
Deutlich war hingegen der Einfluss der Parteien wie ihrer Vertreter spürbar. So forderte
etwa die Eparchialversammlung, Fondsgelder künftighin nicht mehr bei ausländischen
sondern ausschließlich bei jenen Banken zu deponieren, die »rumänische Interessen«
vertraten, womit freilich wiederum auch die Brătianu-Familie davon profitiert hätte.86
Mit dem Machtwechsel in Bukarest erhielten die Vorwürfe gegen die bisher dominie-
rende Politik der Liberalen allerdings erstmals breiteren Raum im öffentlichen Diskurs.
Nistor wies man seitens der Bauernpartei nicht nur die Schuld für die Situation in der
Bukowina zu. Er hätte vielmehr systematisch die Politisierung der gesamten Öffent-
lichkeit der Region betrieben (a introdus politicanismul în toate domeniile publice din
Bucovina). Den Liberalen wäre es nach 1918 gelungen – so die Ţărănisten weiter – die
ehemalige Bukowiner Landesbank, welche unter anderem die Einlagen aus dem Reli-
gionsfonds zu verwalten und daraus land- wie forstwirtschaftliche Kredite zu vergeben
hatte, nunmehr völlig unter ihren Einfluss zu bringen. Eine effektive wie unabhängige
Kontrolle der Forste, des Fonds und seiner übergeordneten Verwaltung, den Eparchial-
rat, der mit Liberalen durchsetzt war, fehlte aus Sicht der Bauernpartei gänzlich.87 Schon
zwei Jahre zuvor unterstrich man in diesem Lager, wohl als Spitze gegenüber Nistor ge-
dacht, absichtlich die Leistungen von Flondor als Regionsminister für den Religions-
fonds während der unmittelbaren Nachkriegszeit.88 Die Reaktion darauf ließ nicht lange
auf sich warten. Die Glasul Bucovinei protestierte lauthals gegen den »Terror« der Bu-
karester Maniu-Regierung sowie – in retardierender Argumentation – ihre vermeint-
lichen Angriffe auf die Autonomie der Bukowiner Eparchie.89 Die Ţărănisten wollten
mit einer staatlichen Direktverwaltung des Fonds
– so die Nistoristen
– dem sich immer
85 Paşcovici 1936, Contribuţiuni, 27.
86 DACZ 320/1/499, fol. 6, 42, 48 u. 65, Şedinţa întâia a Adunarării Eparhiale v. 24.V.1927 ; Proces
verbal, şedînţa din sesiunea ordinară a Adunării Eparhiale v. 26.V.1927, sowie v. 13.XI.1927 ; DACZ
320/1/7414, Senatsrede Metropolit 1927.
87 Alvirescu 1929, Probleme, 10 u. 25ff.
88 Cuvântul Ţărănimii Nr. 3 v. 16.I.1927, Titelseite, Contractele fondului bisericesc.
89 Glasul Bucovinei Nr. 3124 v. 29.XII.1929, Titelseite, Terorarea guvernului faţă de Eparhia Bucovinei ;
Uneltirele uniţilor contra bisericii ortodoxe.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439