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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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270 Die Institution: Struktur & Werte Die Reform von 1925 hatte alle den Fonds betreffenden Kompetenzen und die ge- samte Verantwortung seiner Verwaltung dem Eparchialrat übertragen (vgl. Abb. 45). In der Kritik der Zeitgenossen führte der damit begründete strukturelle Mangel an einer einheitlich wie fachlich versierten Leitung des Religionsfonds zu einer schleichenden Politisierung der Institution.85 Reformvorhaben und von der Eparchialversammlung eingesetzte Kommissionen zu seiner Reorganisation zeitigten real nur wenig Wirkung. Dabei rekurrierte man regelmäßig auf die mittlerweile nahezu inhaltsleere Aussage von der Autonomie der Kirche »im Dienst der Idee nationalen orthodoxen Glaubens«. Deutlich war hingegen der Einfluss der Parteien wie ihrer Vertreter spürbar. So forderte etwa die Eparchialversammlung, Fondsgelder künftighin nicht mehr bei ausländischen sondern ausschließlich bei jenen Banken zu deponieren, die »rumänische Interessen« vertraten, womit freilich wiederum auch die Brătianu-Familie davon profitiert hätte.86 Mit dem Machtwechsel in Bukarest erhielten die Vorwürfe gegen die bisher dominie- rende Politik der Liberalen allerdings erstmals breiteren Raum im öffentlichen Diskurs. Nistor wies man seitens der Bauernpartei nicht nur die Schuld für die Situation in der Bukowina zu. Er hätte vielmehr systematisch die Politisierung der gesamten Öffent- lichkeit der Region betrieben (a introdus politicanismul în toate domeniile publice din Bucovina). Den Liberalen wäre es nach 1918 gelungen  – so die Ţărănisten weiter  – die ehemalige Bukowiner Landesbank, welche unter anderem die Einlagen aus dem Reli- gionsfonds zu verwalten und daraus land- wie forstwirtschaftliche Kredite zu vergeben hatte, nunmehr völlig unter ihren Einfluss zu bringen. Eine effektive wie unabhängige Kontrolle der Forste, des Fonds und seiner übergeordneten Verwaltung, den Eparchial- rat, der mit Liberalen durchsetzt war, fehlte aus Sicht der Bauernpartei gänzlich.87 Schon zwei Jahre zuvor unterstrich man in diesem Lager, wohl als Spitze gegenüber Nistor ge- dacht, absichtlich die Leistungen von Flondor als Regionsminister für den Religions- fonds während der unmittelbaren Nachkriegszeit.88 Die Reaktion darauf ließ nicht lange auf sich warten. Die Glasul Bucovinei protestierte lauthals gegen den »Terror« der Bu- karester Maniu-Regierung sowie  – in retardierender Argumentation  – ihre vermeint- lichen Angriffe auf die Autonomie der Bukowiner Eparchie.89 Die Ţărănisten wollten mit einer staatlichen Direktverwaltung des Fonds  – so die Nistoristen  – dem sich immer 85 Paşcovici 1936, Contribuţiuni, 27. 86 DACZ 320/1/499, fol. 6, 42, 48 u. 65, Şedinţa întâia a Adunarării Eparhiale v. 24.V.1927 ; Proces verbal, şedînţa din sesiunea ordinară a Adunării Eparhiale v. 26.V.1927, sowie v. 13.XI.1927 ; DACZ 320/1/7414, Senatsrede Metropolit 1927. 87 Alvirescu 1929, Probleme, 10 u. 25ff. 88 Cuvântul Ţărănimii Nr. 3 v. 16.I.1927, Titelseite, Contractele fondului bisericesc. 89 Glasul Bucovinei Nr. 3124 v. 29.XII.1929, Titelseite, Terorarea guvernului faţă de Eparhia Bucovinei ; Uneltirele uniţilor contra bisericii ortodoxe. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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