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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Hebel strukturellen Wandels: Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 315 mitte auch die peripheren Gebiete des Habsburgerreiches eingeholt40, was die allge- meine Situation für die Industrie der Bukowina zusätzlich erschwerte. Die Siedlungen und Bewohner des Bergwerkskomplexes um Jakobeny waren in ih- rer Existenz  – abgesehen von der betriebenen Subsistenzlandwirtschaft  – weitgehend von der Montanindustrie abhängig. Das »patriarchalische Verhältnis« der Gewerke zu den Bewohnern dieser Dörfer  – wie ein zeitgenössischer amtlicher Bericht kritisch an- merkte41  – betraf nicht nur das Einkommen der Familien, sondern vielfach ebenso die Versorgung mit Lebensmitteln, die gesamte soziale und medizinische Absicherung der Werksarbeiter und ihrer Familien sowie die schulische Ausbildung der Kinder. Aus den daraus entstandenen komplexen Abhängigkeiten großer Bereiche der Südbukowina er- wuchs für die Provinz mit der Krise der Montanindustrie ein gravierendes strukturelles Problem, das dringend einer Lösung bedurfte. Die Handels- und Gewerbekammer der Bukowina verwies schon aus diesem Grund mehrmals auf die »fast gänzlich ins Stocken geratene« Montanindustrie des Landes sowie ihre soziale Bedeutung für die Berggebiete der südlichen Bukowina,42 kam doch etwa der Provinz die Anschaffung von qualitativ brauchbaren Eisenwaren aus entfernten Gebieten im Vergleich zum üblichen Marktwert des Materials um mehr als ein Drittel teurer. Daher forderte die Kammer eine Wieder- inbetriebnahme des Werkes und Investitionen durch den Religionsfonds.43 In den Sied- lungen Jakobeny, Kirlibaba, Eisenau (rum. Prisaca), Pozoritta, Freudenthal und Russ pe Boul (rum. Valea Boului, heute Teil von rum. Vatra Moldoviţa) waren immerhin mehr als 7.200 Einwohner davon betroffen44, was etwa einem Drittel der im Gerichtsbezirk Kimpolung ansässigen Bevölkerung entsprach (vgl. Abb. 63).45 Wohl nicht ganz zufällig richtete sich zeitgleich der Betreiber der Gewerke Joseph Manz v. Mariensee mit der Bitte um Unterstützung an die Landesregierung. Manz strich darin den »empfindlichen Mangel an Betriebskapital, welcher tag-täglich die Schwierigkeiten und Verlegenheiten vergrößert, und den Ruin der Bergwerke herbeiführt« heraus. Der das Schreiben einlei- 40 Im Überblick Jetschgo et al. (Hg.) 2004, Industriegeschichte, v.a. Einleitung u. 198. 41 DACZ 3/1/2125, fol. 8, Finanzprokuraturabteilung an Landespräsidium v. 20.III.1862 ; Kaiser Franz  I. stellt bei seiner ersten Bereisung der Bukowina 1817 fest : »Die Gegend ist so kalt, daß nichts als Erdäpfel wächst, zuweilen Gerste reift. Die Menschen betrachten alle den Manz als ihren Vater. Er erhöhte bis jetzt ihnen die Löhnungen nicht, gab ihnen aber die Früchte im gleichen Preise, wie vorhin und nicht mehr, als so vieles sie mit ihrem Verdienste decken können« ; Wagner (Hg.) 1979, Reisetagebücher, 68. 42 Anonymus 1862, Hauptbericht, 14 ; Anonymus 1872, Hauptbericht, 21f. 43 Wiener Zeitung Nr. 242 v. 20.X.1862 (Abendblatt), 966f., Verhandlungen der Handels- und Gewerbe- kammer. 44 Anonymus 1862, Hauptbericht, 203. 45 Volkszählungsdaten 1869 ; Scharr 2010, Landschaft, Anhang V.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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