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Hebel strukturellen Wandels: Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 327
sich in Louisenthal die anfängliche ergiebige Erzader und der Betrieb sollte 1911 gänzlich
eingestellt werden.86 Die Werksleitung fiel deswegen erheblich hinter ihren eingegangenen
Lieferverpflichtungen gegenüber den österreichischen Berg- und Hüttenwerken zurück,
woraufhin der Religionsfonds Entschädigungszahlungen zu befürchten hatte. Krasuski war
es zuvor nicht gelungen, die Bedenken der Regierung auszuräumen und zusätzliche Mittel
für eine weitere Erschließung des defizitären Abbaus in Louisenthal freizuspielen, obwohl
das Manganwerk in Jakobeny überaus positiv bilanzierte.87 Letztlich entschied sich das
Ministerium zu Beginn des Jahres 1912 für eine Verpachtung des Schwefelkiesbergbaues
an die Oberungarische Berg- und Hüttenwerks-Aktiengesellschaft in Budapest. Der Ein-
stieg für die neuen Betreiber lohnte sich indes durchaus und der in Angriff genommene
Schachtvortrieb konnte die versiegt geglaubte Erzader wieder aufdecken.88
Wenngleich die Bergwerke des Kimpolunger Bezirks durch ihre Neuaufstellung mit dem
Religionsfonds als finanzstarkem Eigentümer bis 1914 einen gewissen Aufschwung zu ver-
zeichnen hatten, so reichte die Montanindustrie in ihrer Bedeutung doch keineswegs an die
mittlerweile florierende und für die Region bestimmende Forstwirtschaft des Fonds heran.
Die mit 1870 aufgenommene innere Umstrukturierung des Religionsfonds und der Bau
der Eisenbahn (sowie der Errichtung kleinerer Waldbahnen zur Holzbringung) begüns-
tigten schlagartig die internationale Kapitalisierung des Holzbestandes dieses gebirgigen
Teils der südlichen Bukowina, der zuvor größtenteils nur für die lokale Montanindustrie
zur Holzkohlegewinnung Bedeutung hatte.89 Der Forstbezirk Kimpolung allein verwal-
tete 1901 insgesamt 286.000 Hektar an Waldflächen.90 Schon in den 1830er Jahren hatten
private Unternehmer vorerst unter mäßigem Erfolg mit der Flößung von Bauholz aus der
Bukowina über die Bistritz (rum. Bistriţa) in die rumänische Moldau und ins Osmanische
wesen. (Neuigkeits) Welt Blatt Nr. 64 v. 5.III.1909, 18 u. Nr. 63 v. 4.III.1909, 16, Die Verpachtung der
Montanwerke des Bukowinaer Religionsfonds. Die dem Bukowiner Politiker Aurel Onciul naheste-
hende Zeitung Die Wahrheit polemisierte gegen die Güterverwaltung (v.a. gegen deren Leitung unter
Krasuski) und verbreitete Gerüchte um eine schon abgesprochene Verpachtung Louisenthals an die
Teschener Werke von Erzherzog Friedrich ; Die Wahrheit Nr. 48/49 v. 14.V.1909, 25–27.
86 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 1860 v. 27.III.1910, 11, Vom Bergbau in der Bukowina.
87 Oberbergrat Krasuski hatte in seinem Bericht ausdrücklich auf die für einen weiterhin erfolgreichen
Abbau fehlenden Arbeitskräfte und Geräte hingewiesen ; DACZ 320/2/409, fol. 159f. und 182, Moti-
venbericht zum Voranschlage der Berg- und Hüttenwerke des Bukowiner gr. or. Religionsfondes für das
Jahr 1909 und 1911 ; sowie fol. 183ff., Protokoll aufgenommen in Louisenthal am 29.X.1910.
88 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 2964 v. 29.IV.1913, 4, Die Verhältnisse im Bukowiner Bergbau.
89 Guzman 1901, Forstwirtschaft, 117 und 179.
90 Wie Anm. 89, 111 ; auf den politischen Bezirk Kimpolung entfielen davon rund 150.000 ha, insge-
samt verfügte der Religionsfonds in der Bukowina über 228.915 ha Wald, das entsprach mehr als
85% der Gesamtwaldfläche des Kronlandes ; Catargi (Hg.) 1899, Bukowina, 342 u. 344.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439