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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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342 Die Institution: Struktur & Werte staats« und weniger von jenen des Nationalstaats erfolgt. Begründet wird das mit einem im Vergleich zum westlichen Europa später greifenden Wechsel »vom imperialen zum nationalen System«.4 Dieser Aussage ist für den cisleithanischen Teil der Habsburger- monarchie grundsätzlich zuzustimmen, jedoch  – und das belegen die Ergebnisse der Studie deutlich  – darf dabei die Vorlaufzeit nationaler Entwicklung selbst in einem bis 1914/18 unbestritten gültigen wie wirksamen imperialen Rahmen nicht unterbewertet werden. So versteckt sich denn auch kein bemerkenswerter Widerspruch in der Institu- tion des hier gegenständlichen Religionsfonds. Dieser vertrat bis zum Zerfall der Habs- burgermonarchie einerseits die Interessen des Reiches, d.h. er arbeitete den (geforder- ten) Bedürfnissen des Staates durchaus zu. Er vertrat diese Bedürfnisse und Interessen selbst, durchlebte aber andererseits gleichzeitig innerhalb seiner eigenen Struktur z.T. heftige Diskussionen und Nationalisierungsschübe. Radikal nationalen Positionen ge- lang es erst außerhalb des imperialen Kontextes, im rumänischen Staat der Jahre nach 1918, den Ton innerhalb der Institution vorzugeben. Jetzt allerdings brachte der nun- mehr massiv von Bukarest forcierte Nationalisierungsprozess einen allmählichen Ver- lust fondsinterner Steuerungsmöglichkeiten ins Rollen. Der Religionsfonds der Buko- wina geriet mithin durch die schleichende Entmachtung seiner Akteure und Instanzen zunehmend zum politischen Spielball  – weit mehr als dies vor dem Weltkrieg denkbar gewesen wäre. Zu Beginn dieser Entwicklungen, in der Ära von Bischof Eugen Hackmann, wies dessen Episkopat gleich zwei zentrale und in ihrer Ausprägung durchaus ambivalente Facetten auf. Da war einerseits der Prozess allmählicher Institutionalisierung zu be- obachten. Der Fonds bewegte sich peu à peu von seiner bislang ausschließlichen Ver- waltungsaufgabe kirchlicher Güter weg und begann darüber hinaus selbst als Akteur auf dem politisch-gesellschaftlichen Feld des Kronlandes in Erscheinung zu treten. Zu- gleich  – als zweite Facette  – waren einsetzende nationale Forderungen, auch wenn diese in der Bukowina vorerst noch kaum Breitenwirkung in einer vorwiegend agrarisch do- minierten Bevölkerung besaßen, seit 1848 nicht mehr zu überhören. Wertkonservative, durchaus staats- bzw. dynastieloyale Kirchenhierarchen wie Hackmann bezogen hierzu eine äußerst distanzierte Position. Gerade in der Diskussion um die Schaffung einer gemeinsamen gr.-orient. Diözese aller Rumänen innerhalb der Habsburgermonarchie (noch vor dem Ausgleich von 1867) zeigte sich diese offen in den inhaltlich konträren Haltungen von Andrei Schaguna und Hackmann. Dabei war die Frage eines Kirchen- kongresses, wie ihn Schaguna forderte, indes keinesfalls einer grundsätzlich nationali- sierenden Intention geschuldet, sondern stand sichtlich im Kontext der vielfach benach- teiligten rumänischen Bevölkerung und ihres Alltags im strikt ungarisch dominierten 4 Siegrist & Troebst 2012, Einführung, 322. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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