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© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
Das Gesamtwerk
Literatur in Österreich 1938–1945
Das mehrbändige Handbuch versucht, erstmals eine systematische, flächendeckende Do-
kumentation des literarischen Lebens Österreichs während der Ära des Nationalsozialismus
(1938–1945) zu bieten.1 Im Sinne literaturwissenschaftlicher Grundlagenforschung soll es
ohne einschränkenden, wertenden Rückgriff auf Kanonbildungen den Zugang zu jenem
literarischen Geschehen öffnen, das dem offiziellen System des „Dritten Reiches“ angehörte,
das von den Lenkungsinstanzen des Kulturbetriebes gefördert, oder zumindest geduldet
wurde, und es soll der Analyse und Interpretation des „literarischen Feldes“, von kulturellen
Netzwerken, von Entstehungs- und Wirkungszusammenhängen Materialien zur Verfügung
stellen. Daher versucht das Handbuch, ein funktionales Literaturverständnis umzusetzen,
indem es die wesentlichen Faktoren des literarischen Kommunikationssystems Österreichs
vernetzt beschreibt: AutorInnen und deren Werke (einschließlich Hörfunk und Film), kul-
turpolitische Lenkungsinstanzen (Zensur/Förderung/Literaturpreise), literarische Vereini-
gungen und die Medien Theater, Rundfunk, Film, Verlage sowie Printmedien. Dadurch
gerät die Literatur der nationalsozialistischen Phase als eigenständiges, intentional geschlos-
senes System im Rahmen einer Mediendiktatur in den Blick und wird nicht
– wie zumeist
üblich
– personenzentriert als Vor- bzw. Nachgeschichte von als bedeutender angesehenen
Epochen betrachtet.
Für das Erproben dieses komplexen methodischen Ansatzes bietet die Diktatur des „Dritten
Reiches“ selten gute quellenmäßige Voraussetzungen. Als intentional geschlossenes politi-
sches System, das alle Menschen und ihr Handeln zu reglementieren und eine scharfe Tren-
nung zwischen der „Volksgemeinschaft“ und den Anderen zu ziehen trachtete, bediente sich
der Nationalsozialismus in Österreich im künstlerischen Bereich ab 1938 einer „bürokrati-
schen“ Total-Erfassung der sich an die Öffentlichkeit richtenden schöpferischen Tätigkeit. In-
strument war die Minister Joseph Goebbels unterstehende Reichskulturkammer, der alles In-
dividuelle und jede Form privatrechtlicher Selbstorganisation und Pluralität suspekt erschien.
Ihre totale Bestandsaufnahme nach dem „Anschluss“ ist die Basis unseres flächendeckenden
Versuchs, jeder Selektion und Kanonisierung (Bevorzugung der „bedeutendsten“ Dichter
der „Hochliteratur“ und der bekanntesten Institutionen, der Ausgrenzung von Trivial
literatur,
Kinder- und Jugendliteratur, populärwissenschaftlicher Werke, von Propagandaliteratur, eso-
terischen, okkulten und religiösen Schriften, von sogenannter Volksliteratur etc.) – sei sie
zeitgenössisch oder post festum vorgenommen worden
– entgegenzutreten. Da an die Stelle
qualitativer selektiver Kriterien formale treten, ergibt sich eine Dichte an synchronen Infor-
mationen, die auch statistische und soziologische Analysen und die Kontextualisierung des
Einzelwerks sowie der Einzelperson in einem vielfältigen Bezugsnetz ermöglichen sollen.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Title
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Subtitle
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Author
- Uwe Baur
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Size
- 17.3 x 24.4 cm
- Pages
- 478
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271