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https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945
Neugründungen aus den verbotenen Lagern
– tarnten sich mit affirmativen Namen, wie „Verein zur Förderung christlich-deutscher
Bühnenkunst“ Deutsches Theater, Kulturgemeinschaft oder Die Dichter am Hochhaus,
– sie wurden hinsichtlich ihrer Proponenten politisch genau überprüft, z. B. der Bund der
deutschen Schriftsteller Österreichs, die Karl-Kraus-Gesellschaft, die Deutsche Bühne b. sowie
die Vereinigung der bodenständigen Künstler Österreichs,
– oder suchten prophylaktisch das Einvernehmen mit prominenten Vertretern des Stände-
staats (z. B. der Verein akademisch gebildeter Schriftsteller und Dichter in Wien).
– Die entschiedenste Lösung war es, sich vereinsrechtlich gar nicht zu konstituieren, ein
Weg, den die mäzenatischen Gruppen zur Förderung verfolgter Schriftsteller gingen, wie
der Robert-Musil-Fonds und die Theodor-Kramer-Gesellschaft.
Diese „Aushöhlung der Vereinsautonomie“76 wurde jedoch nicht bis zur „Liquidierung
der Vereinskultur“, der Auslöschung zivilgesellschaftlicher Selbstbestimmung und ihrer
Freiräume vorangetrieben, dies blieb ein paar Jahre später den Nationalsozialisten vorbe-
halten.
Nach dem Juliabkommen 1936 wurde der politische Druck nicht nur für die NSDAP
geringer,77 auch linke Vereine erhielten etwas mehr Spielraum (Die Dichter am Hochhaus
–
Österreichischer Arbeiter-Schriftsteller-Verband
– Karl-Kraus-Gesellschaft).
Die zentrale Organisation für die Vorbereitung der Machtübernahme durch die Nationalso-
zialisten im Jahre 1938 war nach dem Verbot der NSDAP und des Kampfbunds für deutsche
Kultur im Juni 1933 das Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich.
Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938)
Es durchlief drei Phasen:
1. Unter dem Landesgeschäftsführer der NSDAP-Hitlerbewegung Theodor Habicht (ab
6.7.193178) wurde in Österreich ein Landeskulturamt eingerichtet, das vom Leiter (ab
Feb. 1933) des dem Rosenberg-Lager zugehörigen Kampfbunds für deutsche Kultur (KdK,
76 Drobesch91, 228.
77 Auffallend ist das Vermeiden des Arierparagrafen in den Statuten des 1936 gegründeten Bunds der deutschen
Schriftsteller Österreichs (sich bereits an die deutsche RSK anlehnend, deren Vertretung er 1938 in Österreich
antrat) und die Revision der Statuten der Deutschen Kunstgemeinschaft, die 1937 den einschlägigen Passus
aus den Statuten strich. Demonstrativ den Gegensatz forcierend hingegen die 1936 geschaffene Gesellschaft
der Salzburger Kunstfreunde, Sektion Literatur und der Verband Vorarlberger Schriftsteller.
78 Geb. 4.4.1898 Wiesbaden; am 17.8.1932 von Hitler zum „Landesinspekteur Österreich“ eingesetzt, ab
Jan. 1933 bis 24.7.1934 „Sonderbeauftragter des Führers“ für Österreich, formal gesehen dem Landesleiter
Alfred Proksch untergeordnet.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Title
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Subtitle
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Author
- Uwe Baur
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Size
- 17.3 x 24.4 cm
- Pages
- 478
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271