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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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im März 1967 präsentierten „Gedanken zur Rundfunkreform“, in denen er sich auch zur Rolle des ORF als „Ost-West-Drehscheibe“ äußerte,95 ganz auf Kraus’ (kulturpolitischer) Wellenlänge gelegen sein. Kraus hat auch an der Festschrift für Bacher mitgewirkt und einen Essay über „Die kulturellen Wirkungen realen Handelns verfasst“.96 Mit der Pensionierung Bachers und dem neuen ORF-In- tendanten Gerhard Zeiler verlor Kraus seine Position in den 1990er Jahren. Dem neuen Intendanten wirft Kraus vor, er wisse nicht, „was Kultur ist, und selbst wenn er sich aus opportunen Gründen“ bemühe, „kommt eine groteske Verzer- rung heraus“.97 In den „Jour fixe“-Diskussionen, die sechs- bis achtmal im Jahr ausgestrahlt wurden, führte Kraus mit renommierten Persönlichkeiten der Literatur, Philo- sophie und Politik Gespräche, womit er quasi die Tätigkeit der ÖGL auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen ausdehnte, wenn er festhält, dass er mit diesen Sendungen eine „früher in Wien und Österreich traditionelle Einrichtung, einen Salon als Treffpunkt der Literaten, Künstler und Kritiker für die Fernseher zu neuem Leben auf dem Bildschirm“98 erwecken wollte. In den Jahren 1979 bis 1981 moderierte er darüber hinaus die TV-Sendung „Welt des Buches“ im ORF. 1971 wurde Kraus durch den Gewerkschafter Erich Pogats als „literarischer Kon- sulent“ in den Europa-Verlag geholt, wo er ein „neues Programm in mehreren Sparten aufbaute“99 und dieses „zum letzten Mal in die Höhe“100 brachte. Die Übernahme dieses neuen Postens dürfte neben seinen avancierten literarischen Verbindungen im In- und Ausland auch daran gelegen haben, dass Kraus die richtigen Kontakte hinsichtlich der Distribution besaß, denn „1971, zur Zeit sei- nes Eintritts in den Europaverlag, verfügte er bereits über ein feinmaschiges Netz von Kontaktpersonen in den Redaktionen, in die er seine Feuilletons“ verkauf- te und seine „Kundenkartei faßte in den besten Tagen 35 Kärtchen“.101 Er setzte sich für die Publikation von Manès Sperbers Romantrilogie Wie eine Träne im Ozean und dessen Autobiographie All das Vergangene oder eine sechs- 95 Vgl. Berthold Molden: „Die Ost-West-Drehscheibe“. Österreichs Medien im Kalten Krieg. In: Manfried Rauchensteiner (Hg.): Zwischen den Blöcken. NATO, Warschauer Pakt und Öster- reich. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2010 (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für Poli- tisch-Historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg 36), S. 687–774, hier S. 720. 96 Vgl. Wolfgang Kraus: Die kulturellen Wirkungen realen Handelns. In: Österreichischer Rund- funk (Hg.): Gerd Bacher zu Ehren. Zum 60. Geburtstag. Salzburg, Wien: Residenz 1985, S.  117– 126. 97 Wolfgang Kraus an Reiner Kunze, 9.  August 1995, NL WK. 98 N.  N.: Ein Kultursalon. In: Arbeiter-Zeitung, 10.  September 1967, S. 7. 99 Wolfgang Kraus an Manès Sperber, 25.  Mai 1971, NL WK. 100 Hans Haider: Schade um den Europa Verlag! In: Die Presse, 17.  Oktober 1992. 101 N.  N.: Arabesken des Lebens. In: Profil, 25.  Jänner 1977, S. 54. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 34 Einleitung
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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